Zwei Freie Tage Für Einen Freien Kopf

Zwei Freie Tage Für Einen Freien Kopf

Wieder bin ich in einer Erholungswoche angekommen und nutze die Zeit und Luft für ein paar Zeilen, um ein Update zu geben.

Vor ein paar Wochen, hatte ich ein paar Worte über meine Rennplanung verloren. Einen Tag später wurden die Rennen abgesagt oder verschoben. Vielleicht sollte ich einfach nichts sagen, sondern einfach dann da sein, wenn es soweit ist. 😉


Laufen im Kreis. Schneller als je zuvor mittlerweile. Es wird 😉
Foto by Dirko-Photography

Ein Tropfen zu viel

Es ist manchmal sehr lustig, wenn ich mich mit Leuten unterhalte, die zugegeben oft nicht sehr tief in der Thematik Triathlon oder Leistungssport stecken.

Verwandte, Freunde, ehemalige Arbeitskollegen… und so weiter.

Da gibt es die, die schlagen vor, ein Urlaub in Kenia wäre doch perfekt für mich, da ich ja vormittags am Strand joggen (alleine der Begriff zeigt die Fachkompetenz) und nachmittags im Meer schwimmen könnte. Da gibt es Leute, die sich alle Wochen einmal melden und jede noch so kurze Konversation auf ein „Na, wann treffen wir uns mal wieder?“ rausläuft, wobei hier kein Treffen zum Rote-Beete-Saft trinken gemeint ist. Dann gibt es die, teils aus der engsten Familie, die behaupten, jeder meiner Tage sei wie ein Wochenende, wie ein Rentnerleben (bitte um Verzeihung an alle beschäftigten Rentner an dieser Stelle. Ihr habt schließlich nie Wochenende!). Es gibt sogar die, die davon ausgehen, dass „der noch nichts vor hat… der ist schließlich kein Fußballprofi, kann also gar nichts machen aktuell… der kann doch einen alten Kunden besuchen, weil er da noch nen guten Draht hat!“.

Meine Woche sieht dann doch oft anders aus. Zum Glück!

Um die 30 Stunden trainiere ich aktuell und die meisten Tage sind ausgelastet mit entweder Training oder Erholung. Es macht meistens deutlich mehr Spaß, als jeder andere „Job“, den ich ausgeübt hatte. Dennoch darf nicht viel schief laufen in einer harten Woche, sonst laufen die Intervalle vor einem her, die Watt-Zahlen scheinen schier unerreichbar und das Wasser scheint wie ein einziges Eisbad (dazu zu einem anderen Zeitpunkt mehr).

Man kann sich einen harten Trainingsblock so wie eine Regentonne vorstellen. Anfangs ist sie leer und man fragt sich, wie das Ding je voll werden kann.

Jede harte oder lange Einheit bringt seine eigenen Schweißtropfen, die die Tonne langsam aber sicher füllen. Jedes gute Essen, ruhige und lange Nacht Schlaf, eine Massage, jeder Powernap am Mittag und – aktuell auch jeder Sonnenstrahl, lässt wieder ein bisschen etwas abfließen.

Kommen in Woche zwei oder drei eines dreiwöchigen Blocks dann ein paar Problemchen, ein oder zwei Nächte schlechter Schlaf, die fehlende innere Augeglichenheit für die Mittagsruhe… dann scheint eine Einheit, die eigentlich gut machbar wäre, plötzlich wie ein Berg, der zu hoch, zu steil, zu windig und zu kalt ist.

Man könnte jetzt sagen, dass das doch aber die mentale Härte ist, die es braucht, um einen Ironman oder so etwas überhaupt zu schaffen. Ist es auch. Jedoch hat eben jedes Fass, mein Fass, seine Grenzen. Und wenn dann zu viel oben rausläuft, dann ist die beste Einheit der Woche die, die man nicht gemacht hat. Eine These, die man sich glücklicherweise sehr, sehr selten erzählen muss.

So war es bei mir letztes Wochenende: Samstagmorgen noch auf dem Rad gesessen, als ich nach 45 Minuten entschieden hatte, dass ich Zwift den Stecker ziehe, bevor es gleiches mit mir vollzieht.

Zwei Tage Ruhe. Zwei Tage Pause, die nicht geplant waren. Angekommen war ich in meiner Erholungs-Woche. Zu früh und nicht so, wie erhofft.

Was ich sagen will: Wir – oder viele, die sich eben gerne auf den sozialen Netzwerken dieser Welt darstellen – neigen in der heutigen Zeit ja gerne dazu, zu zeigen wie „toll“ wir sind. 170 Kilometer hier um die Häuser gefahren. Trotz 3°C  mit kurzer Hose unterwegs. Intervalle gelaufen trotz Hagelsturm. Ja – ist alles toll. Aber die anderen Seiten einer langen Vorbereitung auf einen Wettkampf, die anderen Seiten des Trainingsalltags gehören auch dazu. Und auch ab und an zumindest ansatzweise mal erzählt.


Das war übigens gefühlt die einzige sonnige und „warme“ Trainingsstunde in den letzten drei Wochen!
Foto by Dirko-Photography

Frische Beine und Gedanken

Das zwei Tage Pause helfen, ist unbestritten. Zwar kratzt es am Ego und die „fehlenden“ Kilometer (die am Ende des Jahres keiner mehr in irgendeiner Weise bemerken wird) wiegen im ersten Moment wie ein „DNF“ bei einem Rennen, aber die positiven Gedanken lassen nicht lange auf sich warten.

Montag Nachmittag bei einem Spaziergang mit Emmy war meine Bewegungsfreude fast die gleiche wie bei der Vierbeinerin und ich merkte, dass die Lust aufs Training schon wieder voll da war. So simpel, so einfach ist es manchmal. 

Das Entscheidende dabei: Der Spaß an der Sache ist einfach die Grundlage. Klar, es gibt immer Tage oder Einheiten, die mag ich nicht. Es gibt Momente, da zweifle ich an mir und an der gesamten Sache. Kurz darf das vorkommen. Wenn es sich im Kopf einbrennt, wenn das Fass übergelaufen ist, dann ist es das einzig Richtige, sich einzugestehen, dass der perfekte Zeitpunkt für eine Pause jetzt ist. Sport ist nicht zu 100% planbar. Keine Mathematik. Und das ist auch sehr gut so!

Neuer Fokus

Oft muss man Leuten (den selben wie oben beschrieben) in der aktuellen Situation erklären, dass es nicht so schlimm ist, dass Rennen ausfallen oder verschoben werden. Ich trainiere nicht für den 20.03.2021. Auch nicht für den 20.05.2021. Ich trainiere generell, um der beste Athlet zu werden, der ich jemals sein kann. Das heißt: Irgendwie trainiere ich für den Tag X, der aber dieses, nächstes, übernächstes und hoffentlich auch die Jahre darauf noch kommen wird. Und hoffentlich und sicherlich immer mit einem kleinen, stetigen Fortschritt.

Dennoch merkt man dann, wenn Wettkämpfe stattfinden – wie letztes Wochenende in Dubai und Miami – wie sehr sie einem selbst fehlen. Ich hatte ja ursprünglich mal geplant, beim 70.3 in Dubai mit dabei zu sein. Es hätte jetzt aus Sicht des Trainings und in Anbetracht der größeren Ziele keinen Sinn gemacht, dort zu starten. Dennoch fiel es für einen Moment natürlich schwer, die Starterliste zu lesen und die Ergebnisse zu studieren.

Die Lust auf ein Rennen ist nach der langen Wartezeit logischerweise enorm groß. Nach einem Jahr und fast vier Monaten brenne ich darauf, endlich den ersten Profi-Wettkampf zu bestreiten. Es wird ja auch irgendwie Zeit.

Fakt ist aber weiterhin, dass alle Planung stets hypothetisch und theoretisch ist.

Wir planen dennoch einen Wettkampf und ich gehe fest davon aus – denn ich selber muss das zumindest – dass ich Anfang Mai an der Startlinie stehe.

Die Entscheidung, jetzt fix dafür zu planen, tut gut und sie ist das zusätzliche Quäntchen an Motivation, welches ich jetzt wahrscheinlich einfach brauche oder gebraucht habe.

Die nächste Woche und der nächste Trainingsblock, die nächste noch so harte Einheit – bring it on! Ich bin bereit, höchst motiviert und bereit wieder alles zu geben. Mental und körperlich frisch und der Fokus gleicht fast schon dem bekannten Tunnel.


Schnelle Schuhe von Justinmotion.


Welcher Wettkampf? Das verrate ich noch nicht! Sonst ist er morgen verschoben. Vielleicht aber beim nächsten Mal 😉

Bis dahin, bleibt sportlich!

David

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