Urlaub

Urlaub

Heute vor genau 2 Wochen trainierte ich meine letzte harte Koppeleinheit vor Kalmar. Es waren 3 Stunden auf dem Rad, gefolgt von einem Halbmarathon in Ironman-Pace.

Die 3 Stunden auf dem Rad waren solide, die Intervalle mit Race-Power fühlten sich sehr gut an. Der anschließende Lauf war so einer, der wegen der brutalen Hitze nur mit Hilfe von Annalena und mehreren Litern Wasser zur Kühlung zu schaffen war. Auch hier: Die Pace war wie geplant, zwischen 4.06 und 4.09 bin ich gelaufen und war mir nach 21 Kilometern sicher, das wird gut.

Bei diesem Lauf merkte ich auf den ersten 1-2 Kilometern bereits ein ganz kleines Schmerzzeichen im Knie bzw am Wadenbeinkopf.

Einen Tag zuvor hatte ich einen lockeren 90min Lauf mit neuen Laufschuhen gemacht – ein Fehler, der nicht ohne Folgen bleiben würde, wie sich jetzt herausstellt.

Ob es nun „nur“ auf die Schuhe zurückzuführen ist, ist im Nachhinein schwierig, aber ich hatte während eben diesem Lauf noch das Gefühl „das wird nicht mein Lieblingsschuh und irgendwie merke ich die linke Seite mehr und mehr… aber wird sicher morgen wieder gehen“.

In der Woche drauf klappte das Laufen bereits nicht mehr wie geplant und ich musste zwei Mal aufgrund erhöhter Schmerzen die Einheit abbrechen, was für mich aber nie dramatisch erschien, da so kurz vor dem Wettkampf es auf den ein oder anderen Kilometer nicht mehr drauf ankommt. Die wichtigen Einheiten, das Volumen – alles war im Sack und es ging nur noch darum, die Form zu konservieren und die ein oder andere Speed-Session einzubauen.

Was mich aber irritierte:

Trotz zahlreicher Behandlungen bei Physios und mit Stoßwelle wurde die Stelle nicht schmerzfrei.

Dazu kam dann noch die Geschichte mit der Rippe, die mental belastend, aber körperlich fast nicht einschränkend war.

Schlimmer war aber das Knie, weil ich wusste, dass so ein Marathon unmöglich würde.

Immer noch stark im Konjunktiv gedacht, da ich mir sicher war, dieser Schmerz würde mit ein paar Tagen Ruhe verschwinden, wie er gekommen war.


Radstrecke auf Öland. Ein Traum für schnelle 180 Kilometer.

In Schweden, Öland, angekommen, erledigte ich eine erste Schwimmeinheit im Meer, welches übrigens plötzlich deutlich wärmer war, als noch vor 10 Tagen gemessen. Angenehmes Schwimmen mit zahlreichen Quallen und super ebenem Wasser, was am Samstag tolle Zeiten möglich machen wird.

Am Dienstag stand die Radstrecke auf meinem Programm und ich fuhr die Runde auf Öland, ca 90 Kilometer, ab. Beim Aufsteigen nahm ich noch zwei Schmerztabletten – meine mittlerweile leider normale Nahrungsergänzung – da ich kaum aufsteigen konnte.

Radfahren mit Selbstvertrauen und viel Power war schwierig, aber ich war immer noch der Hoffnung, dass die Tage bis Samstag noch ausreichen könnten.

Der Mittwoch war aber dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte:

Ein Laufversuch, wie ich ihn am Sonntag nach 100 Metern abbrechen musste. Dieses mal ging es 800 Meter, was auch an erhöhter Dosis Schmerzmittel liegen dürfte.

Auftreten, Sprung- und Landungsphase beim Laufen war schlichtweg nicht möglich.

In dem Moment war mir klar, dass war es mit Kalmar.


Finishline in Kalmar. Die Stadt „lebt“ den Ironman.

Auch wenn mir unsere Ankunft in Kalmar am Donnerstag schwer fiel, da es natürlich überall in der Stadt von Athlet:Innen wimmelt und überall diese „Pre-Race-Stimmung“ herrscht, die nur ein Ironman mit sich bringen kann, so kann ich mit der ganzen Sache umgehen und gut leben.

Zwei Tage habe ich sehr damit gehadert, aber es bringt ja jetzt auch nichts, hier zu sein und das versuchen auszublenden. Eher das Beste draus machen: Zeit zu zweit kommt normalerweise bei uns immer zu kurz und einen normalen Urlaub ohne Training gibt es eigentlich nicht. Dazu kommt, dass ich so dem Körper die Chance geben kann, komplett zu regenerieren und auch den Hormonhaushalt mal wieder auf „neutral“ zu bringen.

Dazu kommt, dass ich mich eigentlich vom Kopf her schon darauf vorbereitet hatte: Schon beim Packen war mir selber klar, dass die Chancen auf einen Start gering waren. Hoffnung, klar. Aber ganz realistisch war ich mir der Situation bewusst.

Im Leistungssport, im Profisport muss man manchmal das Quäntchen Risiko eingehen, um den letzten Reiz zu setzen, um noch ein, zwei Prozent besser zu sein. Da kann immer etwas passieren. Das es dieses Mal sehr wahrscheinlich mit einem für mich unpassendem Laufschuh zusammenhängt, ist bitter. Alle Sportler und Sportlerinnen, die ich trainieren darf, empfehle ich immer ausdrücklich in der Zeit vor dem Wettkampf nichts mehr Neues zu probieren, bei schweren Tätigkeiten, beim Heben usw aufzupassen.

Selber, als würde ich über den Dingen stehen, mache ich es anders und ignoriere diese Dinge.

Aber ich kann es nicht mehr zurückdrehen, nur beim nächsten Mal wieder so machen, wie ich es eigentlich vor Wettkämpfen mache. Volle Konzentration auf den einen Tag.

Für Annalena, Emmy und mich steht jetzt Urlaub an. Wir werden den Ironman hier vor Ort verfolgen, dazu habe ich mich entschieden und es gehört ja auch zum Sport mit dazu. Gleichzeitig will ich hier und da auch das eine oder andere „sehen und lernen“, was man sonst nur sehr schwierig wirklich mitbekommen kann, wenn man nicht als Zuschauer an der Strecke ist.


Urlaub

Wenn es nächsten Freitag nach Hause geht, steht bereits am Nachmittag der MRT Termin an, um genau zu wissen, was im Knie und am Wadenbein los ist.

Gut möglich, dass ich den Termin bis dahin canceln kann, weil der Schmerz weg ist.

Auch gut möglich, dass eine Diagnose rauskommt, die meine Saison 2022 beendet.

Jede(r), der/die mich behandeln durfte, hat hier Tendenzen. Ich selber auch. Mal sehen, was rauskommt.

Bei Variante 1, wird ganz sicher noch auf einen Ironman im November geplant. Wer den Profi-Kalender kennt, der weiß, dass es hier nicht viele Optionen gibt: Cozumel, Arizona, Israel oder Australien. Wer meine Budget-Situation kennt, der weiß, dass davon sehr wahrscheinlich nur eine Sache realistisch in Frage kommt.

Beides sind Varianten, die eines nicht verändern:

Ich will weiter machen.

Sportlich entwickelt sich vieles in die richtige Richtung und ich weiß, dass ich beim Ironman sehr viel Potential habe, welches ich noch nicht am Raceday zeigen konnte.

GETactive entwickelt sich mehr und mehr, worauf ich wahnsinnig stolz bin, und es wäre unmöglich für mich, jetzt zu sagen „ich höre auf damit“.

Ob alles so umsetzbar ist, wie ich mir das vorstelle, hängt auch von Gespräch mit Sponsoren und Familie ab.

Eigentlich wollte ich diese führen, mit einer sub 8.30h vom Ironman Kalmar im Nacken. Aber, es ist nun mal Sport und keine simple Rechenaufgabe, bei der das Ergebnis auf Seite 259 im Lösungsbuch steht.

Vielen Dank an alle für die aufbauenden Nachrichten in den letzten Tagen! Immer schön, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist mit solchen Sachen.

Danke fürs Lesen & bis bald,

David

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