BarceNOlna – Hips don`t lie

BarceNOlna – Hips don`t lie

Wenn jemand gleich die Auflösung haben will, weil die Zeit ja heutzutage oft zu knapp ist: Kein Ironman Barcelona für mich, zumindest nicht in 2024.

Wer die fünf Minuten übrig hat; hier kurz und bündig warum, weshalb und wieso.

Seit Ende August hatte ich ja mit meinem „Hüftbeuger“ etwas zu kämpfen, stets in der Hoffnung, dass es einfach muskulär etwas überreizt ist oder eine Entzündung vorhanden ist oder es (im Besten Fall) einfach vom Rücken ausgeht und auch wieder weg gehen würde.

Tatsächlich hatte ich so etwas schon mal in ähnlicher Form und damals war es völlig überraschend von heute auf morgen verschwunden; Daran klammerte ich mich ein wenig und trainierte weiter, wenn auch vorsichtiger als geplant, d.h. es gab nach Köln keine harten Intervalle mehr und nur noch jeden zweiten Tag einen Lauf, teils sogar 2 Tage Pause.

Gleichzeitig hat ein Lauf von 27, 28 Kilometern einfach einen gewissen Impact. Besonders dann, wenn – wie in diesem Jahr – die lange, solide Basisarbeit fehlt.

Am Donnerstag letzte Woche ging mein Flug nach Barcelona – ohne mich allerdings.

Ich hatte an sich Dienstag gar kein soo schlechtes Gefühl. Nachdem ich beim Rotary Club Donauwörth noch einen kurzen Vortrag über Ernährung halten durfte, war ich allerdings am Nachmittag platt, konnte mit dem Bein definitiv nicht Laufen gehen und vereinbarte für Mittwoch einen (Behandlungs-)Termin bei Dr. Jochen Hahne in München.

Mittwochfrüh war ich noch einmal 16 Kilometer laufen, mit Schmerzen und Schmerzmittel*, in der Annahme, es sei für zwei, drei Tage der letzte Lauf, wenn der Doc den Rücken und Oberschenkel behandeln würde und ich es für kurze Zeit nicht läuferisch belasten dürfe. (* Ich trainiere normalerweise nie mit Schmerzmitteln. Wenn es eine Phase ist, kurz vor einem Wettkampf, kann man hier mal eine Ausnahme machen. Aber normalerweise – wie auch hier – ist der Weg immer „zu weit“, als dassth0 es sich mit Schmerztabletten lösen lässt.)

In der Praxis angekommen hatte ich um 12:30 den Termin und nach zwei, drei kurzen Beweglichkeitstests wurde ich ins MRT geschickt, um „etwas auszuschließen“. Für mich in dem Moment reine Zeitverschwendung eigentlich – ich war mir sicher, es sei nichts Strukturelles.

Kurze Zeit später saßen wir zusammen und schauten uns die Bilder an: Nicht schlimmes, aber eine kleine Stressreaktion am Trochanter Minor, welche die heftigen Schmerzen verursachte.

Bedeutet: Aus ärztlicher Sicht keinen Ironman.

Denn: Sehne könnte reisen oder Knochen könnte an der Stelle eine Fraktur bilden; Bei mir ist letzteres wahrscheinlicher.

Was ich an der Stelle sagen muss
Ich war mir sehr sicher, dass es vom Rücken kommt und habe das auch sofort geäußert und wollte am liebsten eine schnelle Behandlung und wieder heim zum Kofferpacken.

Der „siebte Sinn“, hier eine Bildgebung zu machen und genau draufzuschauen, was super. Dafür bin ich sehr dankbar!

Wo ich echt froh drüber war: Die klare Aussage:

„David, mach das nicht. Aus ärztlicher Sicht, absolutes Nein. Die Stelle ist bisschen blöd und wenn es dumm läuft, kommst du wieder und bist 8-12 Wochen auf Krücken und wir müssen ne Schraube da durch machen. Wenn es Hawaii wäre, oder Olympia… naja hau drauf und nachher richten wir das. Aber so…“

Diese Klarheit hätte ich mir bei so manch einer Geschichte früher schon mal gewünscht von anderen Ärzten. Ein „nein“ ist besser als ein „Naja.. jetzt fahr doch mal dort hin und dann machst du das schon irgendwie mit paar Schmerztabletten und so…“
Für mich ist es besser, so etwas 5 vor 12 als 2 nach 12 zu entscheiden.

Dazu aber dann der Satz, den ich aus menschlicher Sicht ganz groß finde:

„Aber pass auf, wenn du dort startet… ich kanns ja nicht 100% beeinflussen… dann kommst du nachher hier her und ich behandle dich! Ich nehm dir das nicht übel oder so… das ist Sport und ich weiß die Situation einzuschätzen.“

Danke an der Stelle an Jochen Hahne und Team!

Gegen 15:00 saß ich im Auto und telefonierte mit Annalena (die daheim natürlich auch schon am Packen war) was wir tun würden. Die Entscheidung war innerhalb weniger Minuten getroffen: Kein Start und auch keine Reise nach Barcelona.

Was bedeutet das jetzt so im Gesamten?

Man neigt ja bei Verletzungen manchmal dazu, alles zu hinterfragen und sich selbst für den dümmsten der Welt zu halten.

Bei der Schienbeinverletzung dieses Jahr war ich auf Ursachenforschung und bin fast durchgedreht, weil a) keine Ursache und b) keine Lösung in Sicht für so, so lange Zeit.

Diese Mal ist das anders: Ich habs riskiert, mit guter Form an den Start zu gehen. Ich hatte 4-5 Wochen für die Mitteldistanz in Köln, was schon (zu) wenig war. Ich hatte 8-9 Wochen für eine Ironman Vorbereitung, was definitiv zu wenig war.

Ich hatte am Ende eine sehr gute Verfassung, war auch läuferisch auf einem hohen Niveau unterwegs. Aber es war auf Stelzen und nicht auf Beton gebaut.

Ende Juli als das Schienbein besiegt war, wusste ich: Barcelona könnte gehen. Aber ich wusste immer: Ich starte dort mit guter Form oder gar nicht. Ich würde nicht – wie schon einmal – die Sicherheitsvariante machen und mehr oder weniger vorab wissen, dass es nicht für eine gute Zeit am Ende reichen würde.

Am Ende steht in der Ergebnisliste eine Zeit, ohne * „war aber verletzt“. Und einen Haufen Geld kostet die Reiserei auch.

Deshalb: Topform or no form. High Performance oder keine Performance.

Das ist letztendlich ja auch Profisport; Ich möchte wettbewerbsfähig sein und nicht an einen Start gehen, weil ich die Medaille brauche oder das Feeling der Finishline.

So gesehen; Risk no fun. Riskiert und nicht gewonnen.
Oder, wie ein Athlet zu mir gesagt hat: Du hast 2024 vielleicht damit verloren, aber du hast 2025 damit halt gewonnen! Stimmt auch.

Und ich bin absolut „fein“ damit. Das klingt wie ein bayerischer Politiker mit komischem Bart und hat auch den gleichen Unterton, der sagt „passt schon, aber natürlich wäre die andere Variante besser gewesen.“

Für mich war das Ganze weniger dramatisch oder gar emotional, als es schon manchmal war. Das es nun weniger als 24 Stunden vor Reisebeginn diagnostiziert wurde, hatte einfach damit zu tun, dass ich mir bis zum Schluss jede Chance geben wollte und nie aufgegeben hatte, daran zu glauben.

Am Freitag sind wir zum „Kurzurlaub“ für ein paar Tage nach Nürnberg gefahren. Kurz mal weg, ein Jahr älter wieder zurückgekommen.

Ich werde für ein paar Wochen rausnehmen, dem Körper Zeit geben, wieder 100% zu regenerieren und einige ToDo`s erledigen, die sonst liegen bleiben.

Eine echte off-season sozusagen, auch wenn es keine wirkliche (on) season gab dieses Jahr.

In ein paar Wochen geht die Vorbereitung wieder los; Ein langsamer, solider Aufbau – den ich nach diesem Jahr auch wieder brauchen werde.

Das Jahr ist hiermit für mich abgehakt; Wohl wissend, dass sich so ein Jahr sportlich nicht wiederholen darf.

In diesem Sinne: Quasi schon fast happy new year und new year new chance 2025.

Danke fürs Lesen!

Bis bald,
David


Wir arbeiten noch an der Laufform 😉

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