April Rückblick – Teil 1 / 2
Wie das letzte Mal angekündigt, gibt es Ende April ein Update. Ich will den Monat nicht vor dem Mai loben, aber es sieht tatsächlich nach dem ersten verletzungsfreien April seit 2019 aus.
Das rechte Sprunggelenk macht hier und da kleine Problemchen, aber ich habe keine einzige Trainingseinheit verletzungsbedingt aussetzen müssen!
Die einzigen beiden Einheiten, die in meinem Kalender keine grüne Farbe bekommen haben, standen am Tag der Geburt unserer Tochter auf dem Plan. Und wie ich immer sage: Eigener Tod gilt als Ausrede. Geburt des eigenen Kindes wird hier mit in die Liste aufgenommen. 😉
Tatsächlich scheint mein Plan soweit aufzugehen, dass ich alles etwas verschoben habe und etwas weniger / ruhiger / anders (Individueller…) trainiert hatte, so dass jetzt erst langsam die gute Form (zurück) kommt. Das war mental teilweise schwierig, gleichzeitig habe ich mir immer gesagt, dass es reicht im Mai in solider und im Juni in guter Verfassung zu sein – dabei das Risiko einer Verletzung zu minimieren.
Perfekts Timing!
Dieser Blog wird weiterhin aus (un)sportlichen Neuigkeiten rund um mein Sportler-Wesen bestehen. Hier und da gab es kleine Ausnahmen und so soll auch das eine dieser Ausflüge abseits des Platzes werden.
Das wichtigste rund um das Baby-Thema wurde ja schon gesagt, kann aber auch gerne noch einmal erwähnt werden: Den beiden geht’s gut, beide sind gesund und Annalena macht für meinen Geschmack schon wieder viel zu viel im Haushalt, so dass ich das zwischenzeitliche Chaos im Erdgeschoss (Es sah kurzzeitig nach einer kleinen Werkstatt für mein Fahrrad aus… ) beseitig habe.
Keine Sorge, hier werden auch keine Soap-mäßigen gefühlsduseligen Dinge geteilt und auch keine Details von der Geburt! 😉
Ich komme bei der ganzen Geschichte aber nicht drum herum. Um den Vergleich zwischen Schwangerschaft + Geburt mit einer Langdistanz. Das soll nicht das eine oder das andere herabwürdigen oder so… aber wir haben die ganzen Monate den Vergleich immer wieder angestellt und am Tag der Geburt ist es mir – inklusive solider Langdistanz Zeit – noch mehr vor Augen gekommen, so dass ich fast um Zettel und Stift geben hätte.
Achso; Warum „perfektes Timing“? Wenn die Geburt in eine Regenerationswoche auf den Tag fällt, wo du eh mit leichten Halsschmerzen aufwachst und zweifelst, ob Training so sinnvoll wäre.. das ist in diesem Fall „perfekt“ 😉
Aber der angesprochene Vergleich startet eigentlich weit davor.
Gesund und glücklich schwanger zu sein ist absolut vergleichbar damit, fit und gesund an einer Startlinie bei einem Ironman zu sein. Beides scheint für viele Leute „normal“, beides ist – wenn man es selber auch mal anders erlebt – als Geschenk zu betrachten und gewiss nicht als selbstverständlich.
Diese gesamten Monate bis zum Geburtstermin hin lebt man (bzw. hauptsächlich Frau) in nahezu dem selbigen „Tunnel“, in dem man sich auch größtenteils in einer Langdistanz-Vorbereitung befindet. Das ist nicht negativ gemeint! Aber letztendlich kann man dieses halbe Jahr schon mit einem gewaltigen Ironman-Block vergleichen bei dem es darum geht, alles dafür zu tun, am Race-Day fit zu sein.
Annalena selbst meinte, dass dies mal „ihr Wettkampf“ würde und zur Abwechslung ich mal unterstützen müsse.
Ähnlich sieht es auch mit Informationsbedarf aus. Selbst der 14-Stunden-Ironman-Finisher hat mittlerweile sein Instagram darauf ausgerichtet, ihm täglich den letzten Schrei vorzuschlagen und ihm Empfehlungen zu geben, was es unbedingt braucht, um ein wenig schneller zu sein.
Das Influencer-Wesen in Richtung Schwangerschaft und Co. Ist hier noch um einiges weiter, breiter und „aggressiver“ aufgestellt meiner Meinung nach. Um in diesem Dschungel einen klaren Kopf zu bewahren braucht es entweder einen absolut guten selektiven Verstand (hhmm…) oder am besten einfach kein Smartphone bzw Instagram Account….
Die „Kreißsaal-Führung“ kurze Zeit vor der Geburt hat sehr viel Ähnlichkeit mit einem Race-Briefing vor einem Ironman. Wo kommt ein Bahnübergang, wo darfst du nicht überholen, wie ist die T1 und T2 aufgebaut… welche Verpflegungsstationen gibt es. Einfach sehr ähnlich eben.
Hier ist auch der Punkt – ähnlich eben wie beim Race Briefing – wo du merkst (egal ob werdende Mutter oder Vater) „Joa, das passiert jetzt dann wirklich demnächst und viel machen kannst nicht mehr…!“.
Am Tag X ist es dann tatsächlich noch mal eine Spur paralleler. „Der längste Tag“, wie viele ihren Ironman nennen. Ich nenne ihn nicht so, würde diesen Titel aber für den Geburtstag durchaus zählen lassen.
Wenn du 4 Uhr früh wach wirst weil „es… evtl… irgendwann jetzt losgeht..“ (Randbemerkung: Meine erste Frage war, ob ich nicht den Wecker auf 5.30 lassen sollte, so das ich doch noch Schwimmen gehen könne und wir dann erst ins Krankenhaus fahren…) und dann die Espresso-Maschine anschaltest in dem Wissen „das wird heute ein langer Tag“.
Beim letzten Spaziergang „zu zweit“ mit Emmy am Morgen fühlte es sich bisschen wie die große Ruhe vor dem Sturm an… ein wenig eben wie vor dem Schwimmstart.
Die (ruhige und entspannte) Fahrt ins Krankenhaus ähnelte der Fahrt zur Wechselzone. Uhrzeit und Musik inklusive. Nur das ausnahmsweise ich das Auto fuhr (warum eigentlich?!) und ich sogar die Taschen getragen habe (normalerweise ist Annalena mein Sherpa, wenn es am Morgen zum Rennen geht).
Und das ganze folgende Prozedere:
Diese 8-9 Stunden – sehr verdächtige Zeit. Gleichzeitig beginnt es irgendwie ja auch leicht euphorisch und gleichzeitig mit dem Respekt, den man auch vor 3.8 Kilometer Schwimmen hat.
Es folgen die gleichen Auf und Abs, die es auch auf 180km Radstrecke zu bewältigen gibt.
Ähnlich ist es gegen Ende – wenn man so optimistisch auf die Laufstrecke geht und gleichzeitig weiß, dass es noch immer ein langer Weg ist.
Und man weiß eben, dass der Marathon erst bei Kilometer 30 beginnt und das es dann so richtig schmerzhaft wird und du weißt, du kannst es schaffen aber gleichzeitig ist der Mann mit dem Hammer dicht hinter dir.
Wenn die Hebamme Schmerzmittel gibt ist das ein wenig wie ein Gel bei einer Aid-Station oder wenn ein besonders fleißiger Volunteer dir sogar Wasser über den Kopf schüttet.. oder wie die gute 30° warme Cola bei Kilometer 35.
In den finalen Momenten klingt es dann ein klein wenig wie auf der Zielgeraden, wo du Till Schenk hörst und vor Schmerzen gerade nicht weißt, ob es geschafft ist oder nicht.
Und auch dann die große Parallele: Finish-Line-Feelings. Wenn du durch die Ziellinie bist und nicht brutal unzufrieden mit deiner Zeit bist, dann sind die Schmerzen in wenigen Sekunden erstmal vergessen. Das Baby auf dem Arm ist quasi die etwas aufwendig gestaltetere Medaille.
Mein Resümee:
Aus meinem Beobachten der letzten Wochen kann ich sagen, dass die meisten Männer nicht wissen, dass die parallele Gewichtszunahme mit ihrer Frau nicht bei der Geburt verschwindet. Ich weiß es nicht… vielleicht wollen manche Männer auch einfach ihren Frauen nur ein gutes Gefühl geben, so dass einfach der Mann in der Beziehung der dickere ist.
Ich weiß es nicht… aber gesund kann das teilweise nicht sein. Meiner Meinung nach möge man doch bitte diese gezielte Gewichtszunahme den Frauen überlassen und als Mann einfach nicht auch kugelrund im Kreißsaal erscheinen.
Für sportliche Männer gibt es ja während diesem gesamten Tag eh genügend Möglichkeiten, sich auszutoben: Pezziball… Sprossenwand, irgendwelche stabilen Seile… sogar eine Matte am Boden! Ich gehe aber relativ fest davon aus, dass es außer mir nicht sooo viele Menschen gibt, die nach 7 Stunden anfangen ein paar Übungen an besagten Geräten vorzuturnen.
Sehr ernst gemeint von mir: Ich wäre sofort dafür, den „Vatertag“ aus dem Kalender zu streichen. Die meisten Männer nehmen ihn ohnehin nur als Vorwand „zum saufen zu gehen“. Macht lieber bisschen Sport an dem Tag. Oder was mit den Kindern. Oder einfach nichts.
Aber der Muttertag ist gerechtfertigt! Also da ziehe ich quasi Udo-Like meinen Hut.. höchsten Respekt für alle Mütter auf der Welt.
Da brauchts auch keinen Midlife-Crisis Marathon oder Ironman um sich was zu beweisen (Achtung Männer: Viele der oben genannten neigen dazu…). Das reicht! Körperliche Höchstleistung, die ausreicht für die nächsten 30 Jahre oder mehr.
Schlafen?!
So, nun noch was in anderer Sache. Wieder ein Vergleich. Wenn sich der Nachbar – so wie es vor Inflation, Energiekrise und Krieg mal der Fall gewesen war – seinen neuen 5er BMW geholt hat, dann standen die Männer um das Auto rum, Samstag Nachmittag, Bier in der Hand, Bayern 1 mit Bundesliga aus den Bose Boxen im Auto und man hat gestaunt: Wow, was für ein Auto! Hier… echtes Holz! Und Leder… richtig totes Tier und so!
Hat da irgendjemand gefragt: „Du sag mal, weißt du was der Sprit schluckt? Weißt du wie teuer bei BMW die Reparaturen und Service ist?! Kannst du mit 500 PS überhaupt umgehen?“
Ne, ist ja ein Auto.
Nun kriegen wir ein Kind.
Was relativ gesellschaftlich Normales und Anerkanntes. Und doch eigentlich auch ein Grund zum Freuen – fast wie der BMW.
Und ja, es gibt einige tolle Nachrichten von Menschen, die sich ehrlich mit uns gefreut haben. DANKE an der Stelle dafür! Wirklich, das ist echt sehr toll sowas zu lesen und zu hören!
Aber weißt du wie viele Leute einfach nur auf diesem Schlaf & Stress Thema rumreiten? Wie viele Leute mir gesagt haben, ich müsse/würde ja jetzt eh mit dem Sport aufhören?
Ja, das Leben wird sicher ein wenig anders. Ja, evtl. läuft der Tatort nicht mehr Sonntag um 20.15 sondern irgendwann auf der Mediathek. Nachdem man gegooglet hat, ob er gut war oder nicht.
Auf meinen „Job“ bezogen: Ob ich nun 12.00 Uhr oder 12.23 auf dem Fahrrad sitze, ist eigentlich egal. Ob du 07.00 oder 07.12 im Büro bist – ist vielleicht nicht ganz sooo egal, außer du bist bei Microsoft, Google oder vielleicht SpaceX.
Will heißen: Ich kann mir eigentlich einteilen, wann ich was mache.
Eine 30 Stunden Trainingswoche ist NIE leicht und funktioniert nur mit einer Planung eines jeden einzelnen Tages. Aber sie funktioniert eben auch, wenn sich hier und da mal was verschiebt.
Und Thema Schlaf:
Nun ja… ich brauche meine 8-9 Stunden um ohne großes Verletzungsrisiko durch eine Woche zu kommen. Das weiß auch Frau und (bald auch) Kind.
Das ich aktuell in der Nacht nicht soo viel tun kann, ist da sicherlich ein Vorteil, ähnlich wie die Wunderwaffe „Ohropax“. Dementsprechend schlafe ich meistens wunderbar und ansonsten gibt es tagsüber einen kurzen Power-Nap.
Und natürlich wird es anstrengendere Phasen geben.
Aber was will ich sagen?
Wir werden uns wahrscheinlich vorher ein paar Gedanken gemacht haben, ob es „funktionieren“ kann.
Ich bin froh, dass Annalena die einzige Person ist, bei der es wirklich relevant ist, wie sie meinen Alltag einschätzt. Und ich bin froh, dass sie das so akzeptiert und ja auch in dieser Form mit entschieden hat, dass wir dieses Jahr 1 mit Kind als Sportler probieren und nicht als überbezahlter Key-Account-Manager mit Anzug und BMW.
Dementsprechend geht’s für mich in die finalen 2 Wochen Vorbereitung zum ersten Wettkampf des Jahres: Mitteldistanz beim Triathlon Niederbayern. Bring it on!
Teil 1 meines April-Rückblicks. Sportlich oberflächlich.
Teil 2 folgt. (Hoffentlich bald!) Sportlich ein wenig tief blickender aus aktuellen Gründen.
Bis dahin, sportliche Grüße!
David