April Rückblick – Teil 2 / 2 #RACEWEEK

April Rückblick – Teil 2 / 2 #RACEWEEK

Es folgt der sportliche Rück- und Ausblick.

Zuerst zur allgemeinen Lage und dazu, warum ich mich überhaupt dazu äußern möchte.

Wer es noch nicht mitbekommen hat; Im Triathlon gab es vor knapp 2 Wochen ein Erdbeben in Form einer positiven Dopingprobe. Collin Chartier wurde im Februar positiv auf EPO getestet, dies kam jetzt – kurz vor dem PTO Rennen in Ibiza ans Tageslicht.

Hier meine Gedanken dazu:

Die Situation Triathlon Allgemein:

Wie ich schon mehrfach mal die letzten Jahre erwähnt hatte, gab es eine Entwicklung im Triathlon, die außergewöhnlich war/ist. Pre- und Post-Pandemic. Nachdem es 2021 wieder Wettkämpfe gab, waren „gefühlt“ die Zeiten von vor 2020 nichts mehr wert, alte Bestmarken waren vordere Mittelfeld-Platzierungen und was früher für Top 3 gereicht hat, war plötzlich nur mehr Top 15.

Kann passieren. Muss man nicht gleich skeptisch werden, aber die Dichte an Top-Zeiten hatte sich definitiv brutal verändert, was aber auch natürlich mit technischen Möglichkeiten usw zu tun hat!

Es gab einige Gedanken und einige Stimmen, die natürlich hier mal kurz den Finger gehoben hatten: Fakt ist, es gab während der Pandemie (nahezu) keine Wettkämpfe und (nahezu) keine „Out of competition“ Dopingkontrollen (wenn dann wären diese sehr leicht zu umgehen zu wesen, z.B. mit der Aussage, man habe Corona-Symptome).

Noch einmal, man muss dennoch nicht gleich skeptisch werden.

Persönlich fand ich wie gesagt immer, dass sich viele Entwicklungen erklären lassen. Z.B. gab es 2019 weitestgehend noch keine Carbon-Schuhe im Triathlon, was einen Teil der Entwicklungen der Laufzeiten erklärte. Ähnliches könnte man beim Material beim Radfahren erzählen.

Dennoch sind gewisse Entwicklungen, gewisse Rennplanungen und auch Wettkampfvorbereitungen, welche man die letzten Jahre vernommen konnte, tatsächlich schwerer zu erklären.

Früher gab es Top Athleten mit einem oder zwei A-Rennen. Eins im Sommer, eins im Herbst, dazu ein solider Aufbau… alles logischer, als einige andere Dinge der letzten Jahre.

Gleichzeitig hat sich eines massiv geändert: Geld. Die PTO hat Profi-Triathlon für die Top Leute zu einem lukrativen Sport gemacht. Wo viel Geld verdient wird, passieren auch solche Dinge.

Nun, warum rege ich mich darüber auf? Ich bin nie gegen Chartier gestartet und selbst wenn, dann ist das (wenn man meine bisherigen Wettkampf-Resultate als Vergleich nimmt) ganz eindeutig eine andere Liga.

Aber:

Es geht erstmal um den Sport im Allgemeinen! Triathlon ist eine aufstrebende, junge Sportart. Das Interesse ist steigend und auch wird es realistischer, Unterstützer und Sponsoren zu finden (nicht nur für mich). All das kann mit so einer Geschichte schlagartig wieder kaputt gehen. Erinnert man sich an 2006, als Jan Ullrich bei der Operation Puerto aufgeflogen war? ARD und ZDF und auch die Telekom ein Jahr später waren alle aus dem Radsport (erstmal) tverschwunden.

    Dazu kommt, dass der „Ottonormalbürger“ plötzlich anfängt zu verallgemeinern. „Die dopen doch eh alle“. Und damit ist nun gemeint: Der beste aller Zeiten Jan Frodeno, der beste aktuell Gustav Iden und Kristian Blummenfelt, der der mit Chartier trainiert hatte Lionel Sanders. Und da die Vorstellung einen Marathon nach 180km Radfahren und 3.8 km Schwimmen zu Laufen für den Großteil derer, die Sonntagmorgen beim Bäcker ihre weißen Semmeln holen, keine realistische Vorstellung ist, zähle ich selber wahrscheinlich auch mit dazu zu denen, die ja was nehmen müssen, um sowas zu schaffen.

    Ähnlich wie es im Radsport ist/war: EPO schafft eine Leistungssteigerung um 10%. Wie sich das ganze akkumulier, also dauerhaft angewendet im Triathlon-Training auswirkt – keine Ahnung. Aber angeblich hilft es der Regeneration so sehr, dass man einfach deutlich mehr trainieren kann. Und mehr trainieren heißt per se natürlich noch einmal eine weitere Leistungssteigerung am Tag X. Gleichzeitig sei eines gesagt: Es ist mühsam zu sagen, wie welches Rennen ausgegangen wäre, wenn. Es ist mühsam zu sagen, wer die Tour de France 99 bis 2005 gewonnen hätte (darum gibt es bis heute offiziell keine Sieger mehr…). Fakt ist aber, dass die Leute, die jetzt wieder aus ihren Löchern gekrochen kommen und damals gesagt haben „Der hat die Tour nur wegen Doping gewonnen“ und heute sagen „sowas schafft man eh nur mit Doping“ besser wieder zurückkriechen sollten, weil sie mit EPO, Anabolika und Testosteron zusammen alleine rein mental nicht eine Trainingswoche dieser Art schaffen würden. Fazit: Doping alleine hilft logischerweise nicht zum Sieg. In einer Sportart wo es um Nuancen geht – wie gestern beim PTO Rennen gesehen – sind 10% eine MENGE. Wahnsinnig viel um genau zu sagen.

    2006 – gutes Stichwort
    Während Jan Ullrich nach Hause fahren musste, gewann Floyd Landis die Tour. Jener Sieg, der ihm später aberkannt wurde. Jene Aberkennung, die den Groll weckte, der Jahre später dazu führen sollte, dass auch Landis` ehemalige Teamkollegen – inklusive Armstrong selber überführt wurden. Lang ausgeholt; Was will ich damit sagen? Wo einer ist, sind meistens leider auch mehrere. Einzelfälle, wie es Chartier einer sein will, gibt es eigentlich nicht. Nicht auf diesem Level. In den 20er Jahren wo die Tour Fahrer ein Glas Rotwein getrunken haben am Fuße des Berges – ja. Aber 100 Jahre später wo im Hochleistungssport jeder Stein umgedreht wird… sehr unwahrscheinlich. Und natürlich distanzieren sich dann alle sehr schnell mit Chartier – teils extrem. Noch die Pressekonferenzen aus US Postal Zeiten im Kopf? Alles bei YouTube verfügbar.

    Fazit: Es wäre zumindest ein klein wenig positiv (blödes Wort in dem Zusammenhang…) wenn doch wenigstens Chartier ein wenig mehr erzählen würde, als diesen kompletten Blödsinn. Auch dieses „Okay, sorry Leute. bin dann mal weg“ ist einfach asozial.

    Sehr gut übrigens haben die Herren Sanders und Frodeno die Lage zusammengefasst. Und bei diesen beiden Athleten sieht man enorm, wie eine ehrliche Reaktion aussehen kann. Ich wäre sehr, sehr überrascht, wenn man so etwas spielen könnte, wenn so jemand selber etwas nehmen würde. Meiner Meinung spricht / sprach es Bände, die letzten Wochen auf Instagram und Co. Zu verfolgen, wer von den Top-Leuten welche Reaktionen gezeigt hat. Gleichzeitig weckt es leider auch Skepsis, zu sehen, dass manche Leute gar keine Reaktion zeigten. Muss nichts heißen… aber wenn halt jemand aus gewissen Kader-Hintergründen kommt, aus Sportarten wie Radsport oder Schwimmen und dann dieses Thema einfach – trotz Profi-Vorbildrolle – absolut ignoriert… dann ist das nicht optimal und weckt Zweifel.

    Last but not least: Mein persönliches Thema damit:

    Ich habe oft gesagt, dass es mein Ziel war und immer noch ist, zu zeigen was ich mit meinem Körper kann und wie weit ich es bringen kann. Das war 2019 der Gedanke, in den professionellen Sport zu wechseln, um sich voll auf das Thema zu konzentrieren. Das gewisse Verletzungen – insbesondere die ein oder andere Stressfraktur zu viel – mich auf meinem Weg ausgebremst hatten, ist kein Geheimnis und lag nicht (nur) an „falschem“ Training.

    Kurzum: Der in Deutschland führende Endokrinologe für dieses gesamte Thema rund um Knochen, Osteoporose und Co. hatte mir eine Therapie empfohlen, die quasi gegen Osteoporose hilft. Nicht als Lifestyle-Doping oder zur sportlichen Leistungssteigerung, sondern „aus gesundheitlichen Gründen“, um meine Knochendichte auf ein Level zu bringen, wie es bei einem Anfang 30-Jährigen Mann sein sollte. So würde man zwei Dinge erreichen: Gesundheit „sicherstellen“ und gleichzeitig hätte ich eine höhere Chance, mein Trainingspensum erfolgreich zu absolvieren und Fortschritte zu erzielen.

    Habe ich darüber nachgedacht? Ja. Hatte ich eine Chance, diese Therapie anzuwenden? Nein. Und ich finde das gut! Das die NADA hier sagt „nein“ ist gut! Denn: Ich muss das nicht machen. Wenn mein Körper aus gesundheitlichen Gründen keine 30 Stunden in der Woche regelmäßig trainieren kann, ohne auseinander zu fallen, dann ist dem so. Dann muss ich einfach auch keinen Profi-Sport machen, wo es darum geht, sein eigenes Limit zu suchen und zu finden. Sondern dann kann ich Breitensport machen, eine Runde Laufen gehen und so weiter und so fort. Kurzum: Wenn es „etwas braucht“ um dieses Level zu verschieben, dann ist es nicht das Level, nachdem man suchen sollte!

    Gleiches gilt auch, wenn man merkt, man schafft es in Top-Platzierungen, aber eben nicht auf die eine Top-Platzierung. So wie ich vielleicht zufrieden sein muss, ehrlich die Zeit XY zu erreichen, so muss ein anderer zufrieden damit sein, maximale eben „nur“ auf Platz 8 zu kommen, anstatt auf Platz 1.

    Sorry, aber das Ganze musste irgendwie noch raus.


    Am Wettkampfgewicht sollte ich vielleicht noch arbeiten 😉

    Jetzt noch kurz zu meinem eigenen Training und was jetzt ansteht:

    Erstmal vorne weg:

    Das oben genannte Thema ist auch der Hauptgrund, warum ich aktuell nicht mit einem Trainer arbeite, der meine Trainingssteuerung übernimmt. Ich selber kenne meinen Körper am Besten und jemanden zu erklären, wie dieser sensible Fiat funktioniert, würde alleine eine Saison in Anspruch nehmen.

    Das ist auch der Grund, warum ich nicht so oft und gerne über mein Training spreche. Weil ich happy bin, gleichzeitig aber maximal vorsichtig optimistisch.

    Das ist auch der Grund, warum ich (leider) an keinen Halbmarathon oder 10 KM Wettbewerben teilgenommen habe dieses Jahr. Weil die Anzahl an Streichhölzern in meiner Tasche stark limitiert ist und meine Saison hoffentlich bis Ende September geht.

    Das ist auch der Grund, warum ich bis ca Ende März mit mehr Kilo und Körperfett herumgelaufen bin, als ein brasilianischer Fußballprofi der 90er in der Winterpause.

    Safety first. War das Motto des Jahres bis hier her. Und der Plan scheint aufgegangen. Ohne Verletzungen, ohne Ausfallzeiten stehe ich „ready to go“ im Mai vor dem ersten Wettkampf der Saison. Noch nicht in Topform, aber die soll auch erst frühestens im Juni kommen. Von drei Langdistanzen, ist Klagenfurt die erste – und wegen mir sehr gerne die schlechteste 😉

    Der April war dennoch– rein nach Daten – tatsächlich mein bester Trainingsmonat aller Zeiten. Mit 280km Laufen war das der Wahnsinn, vor allem wenn man bedenkt, dass ich keine einzige „heroic“ Session ala 2 Stunden Lauf, 30 Kilometer Lauf oder ähnliches drin hatte. Consistency is key.

    Ich habe meinen Wochenrhythmus leicht verändert, was nicht so einfach war aber was erfolgreich scheint.

    Ich habe keine einzige Einheit gehabt, die „für das Selbstvertrauen“ war. Ich muss nicht mehr im Training wissen, wie schnell ich nach 150 Kilometern Radfahren Laufen kann oder so. Also diese ganze Rennsimulation… das kostet so viel, macht so viel kaputt, bringt so viel mentale und körperliche Ermüdung und bringt gleichzeitig verhältnismäßig weniger Fitness, als klares, strukturiertes Training.

    Hier spreche ich von Profi-Training; Ich finde im ambitionierten Hobby-Bereich (also wenn ich an die Leute denke, die ich selber coache) ist sowas teils extrem wichtig. Da hast du aber auch deutlich weniger Wochenstunden und deutlich weniger Risiko, dass die Kiste auseinanderfliegt.

    Bei mir selber ist einfach der tägliche, konstante Stimulus des Systems das, was ich brauche.

    Gleichzeitig war der Aufbau, wie bereits erwähnt, etwas langsamer als im Vorjahr, wo ich bereits im März sehr gute Form hatte und diese dann aber nicht halten konnte.

    Jetzt hatte ich Ende April das erste Mal überhaupt dieses Jahr das Gefühl von „Form“.

    Wenn ich dieses Jahr ohne Verletzungen durchkomme, dann gehe ich mal mehr ins Detail – besonders in Sicht auf diese oben angeschnittene Knochenthematik. Aber nach 1500 Wörtern ist dafür heute keine Luft mehr! 😉


    Zur Ruhe kommen.

    Fazit hier:

    Ich weiß, es ist wie jedes Jahr. Training ist schön und gut. Kaufen kann man sich davon nichts. Deshalb geht’s nächstes Wochenende nach Pocking zum Triathlon Niederbayern, wo ich auf der Mitteldistanz schauen will, was die Beine (und Arme) so machen.

    Das Jonglieren zwischen Langdistanz-Training und Mitteldistanz-Rennen in der Vorbereitung ist schwierig. Will heißen: Der ganze große Speed fehlt, wird auch immer fehlen. Gleichzeitig ist mir das eigentlich „egal“. Wenn ich nächste Woche ein solides Rennen abliefern kann und damit meine ansteigende Form unter Beweist stellen kann, dann bin ich happy mit dem Blick Richtung Klagenfurt, wo es beim Ironman auf die mir beliebte Langdistanz geht.

    Die Vorfreude ist immens! Tatsächlich ist es das erste Mal seit 2019, dass ich an einer Startlinie stehen werde (also, Stand heute!), ohne dass vorher mein Körper sich aufgelöst hat. 2019 waren die Ziele ganz anders als heute. Aber diese Ziele damals hatte ich erreichen können, weil ich im Training – wie heute – meine Hausaufgaben machen konnte, ohne Verletzungen und ohne mich komplett gegen die Wand zu fahren.

    Happy Days, bring it on!

    Sportliche Grüße,

    David

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