April, April

April, April

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Manchmal habe ich einen Blog in 2 Minuten geschrieben (inkl. Tippfehler). Manchmal fange ich gar nicht erst an, weil ich weiß, es würde ewig dauern. Aktuell ist letzteres der Fall, weil ich nicht genau weiß, was ich wie schreiben soll und ob gewisse Dinge „hierher“ gehören oder nicht. Und dann ist es halt so, dass wenn man A erzählen will, auch B erzählen muss um die Sache einigermaßen logisch rüberzubringen.

Das war sie, meine 15-Punkte-Wertige Einleitung des Tages.

Ich bin ins GDT-Trainingslager nach Mallorca in der absolut besten Verfassung meines Lebens geflogen und bin leider in einer stark – bildlich gesprochen – komprimierten Version zurückgekommen. Nicht mehr hochauflösend, verpixelt und eigentlich ein anderes Motiv als davor.

Was war passiert?

Nun, das Trainingslager in Alcudia lief an sich gut. Ich war einen Tag vor den anderen da, das Wetter war die ersten Tage nicht unser bester Freund aber wir haben das beste daraus gemacht.

Ich muss sagen, das Club Hotel Port Blue würde ich aus mehreren Gründen keinem Triathleten empfehlen, aber das ist meine persönliche Meinung. Zumindest hat die Service Managerin nach meiner Kritik am 2. Tag über die (vegane) Essensauswahl hier gute Arbeit geleistet und ich bin – insofern mir bei der heißen Schlacht am Buffet nicht die Nudelzange aus der Hand gerissen wurde – satt geworden!

Es waren die Neuigkeiten aus der Heimat, die nicht nur meine Wettkampfvorbereitung für den 70.3 Mallorca und das Training generell empfindlich stören, sondern auch das „normale“ Leben von jetzt auf gleich aus den Fugen bringen sollten: Meine Frau Annalena war 11 Wochen lang schwanger. Am ersten Montag im Trainingslager (Tag 3) bekam sie und kurz darauf ich die traurigen Neuigkeiten, dass dies nicht mehr der Fall war, dass kein Herzschlag mehr zu finden war. Ich will hier nicht in zu viele Details gehen, aber es war eine schockierende Nachricht.

Mein erster Gedanken und Vorschlag war, dass ich heimfliegen würde. Wir haben zusammen entschieden, dass ich versuchen würde, das Training auf Mallorca durchzuziehen. Annalena weiß, wie wichtig die Saison, das Training, der Sport für mich ist und dieses Verständnis von ihr (auch) an dieser Stelle hat einmal mehr gezeigt, welcher Rückhalt sie für mich ist.Tatsächlich lief das Training ungebrochen gut weiterhin. Die langen, ruhigen Ausfahrten nutzte ich oft auch alleine um den Kopf frei zu bekommen, während bei Laufintervallen auf der Bahn alles nach Plan lief und auch die Konzentration beim Schwimmen konnte ich hoch halten.

Was überhaupt nicht mehr geklappt hatte, war die Regeneration: Ich versuche auch im Trainingslager, trotz Gruppendynamik, meinen eigenen Rhythmus beizubehalten und bin eigentlich immer der erste der vom Esstisch am Abend aufsteht und aufs Zimmer geht. Normalerweise folgt dann rund eine Stunde Blackroll und Dehnen – was ich daheim jeden Abend vor dem Fernseher mache bevor ich ins Bett gehe. Hier standen jetzt lange Telefonate an.
Anstatt zwischen 21.30 und 22.00 Uhr gut einzuschlafen, lag ich oft bis 3 oder 4 Uhr morgens wach, eh ich kurz weggetreten bin.

Aus Ruhe und Balance wurde Un-Ruhe und Dis-Balance.

Ich habe mittlerweile viel darüber nachgedacht, was richtig gewesen wäre. Nach meiner Stress-Fraktur in 2020 habe ich mir geschworen, wenn ich mal eine Phase habe, in der ich zu viel Stress habe, in der ich 2,3,4 Nächte am Stück richtig schlecht schlafe – dann haue ich eine Pause rein und reduziere das Training. Egal was gerade ansteht.

Ich habe auch überlegt, wie ich mit meinen Athletinnen und Athleten, die ich trainieren darf, handeln würde. Und tatsächlich „verordne“ ich teilweise Pausen in diesen Situationen. Training ist wichtig und jeder meiner Leute hat Ehrgeiz – aber in gewissen Situation musst du als Trainer der Puffer zwischen Trainingsplan und dem großen Ziel sein und sachlich sagen, dass der eine oder die zwei Tage Pause jetzt mehr Sinn haben, als das Training durchzuziehen. Natürlich will jeder, der auf ein großes Ziel hinarbeitet sein Training immer zu 100% erledigen und keine Schwäche zeigen – egal ob Einsteiger, Top-Age-Grouper oder Profi.

Im Nachhinein hätte ich hier die Reißleine ziehen müssen und hätte sagen müssen, ich lass das Training heute sein. Vielleicht auch morgen. Mal sehen.

Ein Cristiano darf (zurecht) gegen Liverpool (wer sich auskennt weiß, wie wichtig es für Man Utd ist, gegen Liverpool zu spielen…) wegen „ähnlicher“ privater Themen fehlen und bekommt Millionen gezahlt. Ich selber erlaube es mir nicht, einen Trainingstag zu verpassen. Finde den Fehler.

Jeder Mensch hat sein eigenes „mentales Fass“. Meines war voll. Am letzten (für mich letzten) Tag auf Mallorca stand ein „Test-Triathlon“ an. Der Tag begann damit, dass meine flexible Flasche, die ich zum Laufen gebraucht hätte, undicht war. Es ging weiter, dass meine Uhr unter Wasser aufgegangen war, das sämtliche Sensoren auf dem Rad nicht funktioniert hatten und ich die ersten 5 Kilometer wahrscheinlich mehr Energie in meinen Garmin Computer gegeben habe, als in den restlichen 55 Kilometern in die Pedale. Es endete damit, dass meine Uhr beim Laufen komplett versagte und ich einfach gesagt hatte „so, ich fahr zurück zum Hotel“. Macht man nicht, war unprofessionell – aber wie gesagt… irgendwann kommt der Punkt wo es schwierig wird, gewisse Dinge in der Fülle zu tolerieren. 

Im Hotel angekommen, telefonierte ich mit Annalena. Die Lage daheim spitzte sich aus einigen Gründen erneut bzw noch mehr zu, so dass ich spontan (so spontan wie es die Lufthansa Hotline zulässt) beschlossen habe, am nächsten Tag heimzufliegen.

Und jetzt kommt der Punkt, warum ich diese „kleinen privaten Details“ erzählt habe.


Man sieht es auf dem Foto nur schwierig, aber die Rippe sollte da eigentlich nicht herausstehen.

Donnerstag daheim noch normales Schwimmen. Beim Krafttraining alles gut, bis ich plötzlich am Laptop einen Schmerz in der Region des Herzens verspüre, keine Luft mehr bekomme und der Bewegungsradius eigentlich nicht mehr vorhanden ist.

Am Abend stellte ich nachdem Blackroll und Dehnen schon nicht mehr möglich war (Bewegungen wie hinlegen waren nur mit viel Geschrei möglich und ich bin Schmerzen gewöhnt) eine Wölbung am Brustbein fest. Es ist nach 22 Uhr und meine Physiotherapeutin Sonja diagnostizierte noch fleißig was das wohl sein könnte.

Long Story short: Es war quasi laienhaft gesagt eine ausgekugelte Rippe am Brustbein.

Longer Story even shorter: Training unter extremen Schmerzen. Einige Versuche, die Rippe wieder an den korrekten Platz zu bringen und Pause beim Schwimmen, da hier der Schmerz zu extrem wurde. Auch im Alltag waren die Schmerzen die schlimmsten, die ich bisher jemals erfahren durfte. Nachmachen absolut nicht empfohlen!

Ein paar Tage später bekam ich Rippe und Rippengelenk wieder in die korrekte Stellung gebracht.

Unmittelbare Besserung trat ein, ich konnte sofort frei(er) atmen und der Schmerz war nun mehr nicht mehr beim Atmen und im Alltag spürbar. Optimismus-Level 10/10!

Zurück im Wasser zwei Tage später und leider ploppte der Schmerz wieder auf. Andere Stelle, nicht mehr am Brustbein, sondern mehr entlang der Rippe entlang zur Schulter.

Mein erster Satz war ja spaßeshalber: „Ja, ist halt ne Fraktur der Rippe“

Spontan aus dem Wasser organisierte ich alles für einen MRT Besuch am Nachmittag. Ironie: Quasi der exakt gleiche Zeitpunkt wie vor einem Jahr (Schambeinentzündung und vor zwei Jahren: Stressfraktur Sacrum. Vielleicht sollte ich im April einfach ab sofort immer in den Urlaub fahren.)

Zitat Radiologe: (Radiologen lieben es, wenn sie im MRT was „tolles“ sehen) „Ja, das MRT hat sich wirklich gelohnt… Sie haben hier ne Fraktur der 2. Rippe“

„Am Besten Sportpause für 4-6 Wochen, weil die Rippe wird bei jedem Atemzug belastet“.

Und so bestanden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag aus Sportpause und einer Sammlung aus Prognosen die von quasi sofortigem Triathlon-Ende bis hin zu „Freitag wieder Schwimmen“ gereicht haben.

Letztendlich bin ich jetzt bei der Stoßwellentherapie bei MedWorks in Augsburg „glücklich“ geworden und hoffe, dass wir hier den Knochenbau beschleunigen können. Die Frakturheilung ist lt. MRT Bildern auch schon gut im Gange, d.h. der Knochen ist an sich schon wieder ganz gut in Schuss – aber ich würde keinen Sturz vom Rad riskieren aktuell!

Alle befragten Personen sind sich aber bei einer Sache einig: Die Ursache ist extrem schwer zu finden und es ist eine extrem, extrem seltene Verletzung in dieser Form und an dieser Stelle. Die Seltenheit mag auch daran liegen, dass viele Leute solchen Dingen gar nicht auf den Grund gehen würden. Ein „normaler“ Sportler sagt sich evtl. „gut, kann halt gerade dies und das nicht machen… bisschen Pause“ aber geht deshalb nicht gleich ins MRT.

Aber einig sind sich auch alle Expertinnen und Experten: Hätte ich eine Form der Osteoporose, hätte ich 2021 und 22 nicht tausende Kilometer schmerzfrei und ohne (Stress)Fraktur laufen, Radfahren und Schwimmen können. Hätte ich keine zwei Ironman in 4 Wochen finishen können. Hätte ich dauerhaft Knochenschmerzen haben müssen.

Ich bin mir sicher, dass es ein Mix aus sehr vielen Dingen war, die nicht nur das mentale Fass zum Überlaufen gebracht hatten.

Trainingslager ist per se mehr Stress als daheim. Für den ambitionierten Triathleten, der daheim einen Vollzeit-Job nachgeht, ist das wunderbar – denn der hat hier Zeit sich voll auf das Training zu konzentrieren. Bei mir, wo die Struktur daheim komplett auf Training (und mein Coaching / Ernährungsberatung) eingestellt ist, eher ein wenig anders. Da bringen Flug, exakte Zeiten, minutiös geplante Tagesabläufe, „schlechteres“ Essen und selbst das ungewohnte Hotelbett einfach zusätzlichen Stress.

Aber das ist natürlich kein Grund, das eine Rippe kaputt gehen darf!

Wenn dann aber noch ein Thema dazu kommt, welches ich oben aufgeführt habe. Ein Anruf, der deine mentale Balance – Profi hin oder her – aus der Bahn wirft… dann ist das eine andere Sache.

Wenn du dabei nahezu auf der Höchstform bist weil du im Trainingslager bist und weil ein Wettkampf vor der (noch gesunden) Brust steht, dann ist der Körper ohnehin anfälliger für sämtliche Dinge, die du nicht brauchen kannst.

Wenn du dann nach dem Training mal plötzlich entscheidest heimzufliegen, dein Zeug packst und hopplahopp in den Flieger steigst – kommen vielleicht drei blöde Bewegungen zusammen, die etwas kaputt machen können.

Wenn du dann Krafttraining im (zu) kalten Keller machst und dich ausnahmsweise mal nicht richtig aufwärmst und trotzdem die gleichen Gewichte nimmst, wie vor dem Trainingslager, dann haut es dir eben als letzte Konsequenz das Gelenk vorne raus und vielleicht, vielleicht hat das alles zusammen zu einer Fraktur in der Rippe geführt.

So, viel Text um eine kleine aber feine Verletzung.

Aber wer es bis hier her geschafft hat zu lesen der versteht, warum ich diese Details schreiben muss(te).

Wenn ich einfach schreibe „Ich fliege nicht nach Mallorca zum Wettkampf weil ich ne Fraktur in der Rippe habe“ sagt jeder „Hä? Der Typ ist kaputt. Der wird es nie schaffen…“. So macht es eine sehr unrunde Sache ein wenig runder und fast erklärbar. Für mich zumindest.

Ändern kann man es alles nicht – nach vorne schauen ist das Motto.


Lockeres Radfahren und Laufen. Die Form zu erhalten ist unmöglich, aber es tut sehr gut etwas zu tun.

Gestern war ich locker zurück auf dem Rad, heute locker Laufen und es fühlt sich gut an, etwas zu tun. Die Form und Fitness verliert man extrem schnell… das lässt sich jetzt nicht verhindern.

Aber: Sollte es wirklich so laufen, dass ich nächste Woche wieder Schwimmen darf (kann), dann komme ich hier vielleicht mit einem sehr blauen Auge davon und vielleicht klappt es mit dem Saisonstart am 12. Juni und einem ersten Highlight der Saison im Juli.

Falls nicht: Das Jahr ist noch lang. Ich will nur fit an den Start gehen, alles andere macht keinen Sinn. Deshalb bin ich durchaus auch bereit, „all in“ für ein spätes Rennen im Jahr zu gehen und davor nur aufbauend zu trainieren – das muss ich aber jetzt Woche für Woche entscheiden.

Nächste Woche steht auf jeden Fall noch einen Woche ohne Training(splan) an: 3 Tage Kurzurlaub (Spoiler: Nicht Mallorca), 2x Stoßwellenbehandlung und vielleicht eine lockere Schwimmeinheit. Let`s see!

Danke an dieser Stelle noch einmal an die besten Leute, die eine wirklich große, große Hilfe sind und die so viel versuchen, so viel möglich machen. Egal ob Feiertag, egal ob Feierabend, egal ob lang geplanter Termin oder nicht, egal ob zuständig oder nicht, egal ob sie mittlerweile in Wien wohnen. Danke Sonja, Andi, Kilian, Hub, Peter, Matze & Annalena. Bestes Team 😉

1829 Wörter (bis hier) – der längste Blog bis dato. Danke fürs Lesen und beim nächsten gibt’s bessere Neuigkeiten. Ich bleibe positiv – das Leben ist gut, immer noch.  

Bis bald, David.

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