Einordnung und Ausblick nach dem Triathlon Niederbayern
Platz 5 (oder 4*) und 1. in der AK in Niederbayern in knapp über 4.5h. Wie ist das Ganze zu bewerten und wie ordne ich das ein?
Nun, zum ersten: Ich bin unfassbar happy und dankbar, wieder gesund und fit an einer Startlinie gestanden zu haben. Das soll jetzt nicht nach „tüdelü oh, armer Junge…“ klingen, aber ich hatte ganz kurz mal ne Träne im Auge am Freitag beim Packen. Gepackt hatte ich das TT Bike Richtung Schweden im August 2022. Wohl in dem Wissen, dass ich dort nicht starten könnte. Gepackt hatte ich das TT Bike (und auch das restliche Wettkampf-Equipment) vor Israel. Bis ich es einen Tag vor geplantem Abflug wieder zurück-packen musste.
Die Laufräder, die nagelneuen Carbonschuhe… alles unberührt von der letzten „quasi-Raceweek“.
Insofern war es für mich ein absoluter Gewinn, fast ein Sieg, dort zu sein. Einen Tag vor dem Rennen das Schwimmen im See… das Abfahren der Strecke… der kurze Koppellauf… die Nerven am Abend und Morgen vor dem Rennen… all das war „long time no see“. Und es tat gut, wieder zurück „unter Menschen“ zu sein, zurück im Business.
Auch wenn es „nur“ der Triathlon Niederbayern war!
Somit zur Einordnung:
Schwimmen in ungefähr 28 Minuten (?). Genauer kann ich es nicht sagen, leider. Das ist insofern erstmal ganz in Ordnung, auch wenn ich mir 2 Minuten mehr ausgerechnet und erhofft hätte. Aber beim Schwimmen zählt auch der Abstand nach vorne (ca 3 min lt Supporter) da die Strecken halt auch nicht immer Zentimetergenau sind und so weiter. Anyway, Platz 8 nach dem Schwimmen war erstmal „okay“.
Beim Anschwimmen fühlte ich mich extrem rostig, was einfach auf die fehlende Frische hindeutet, die ich aber gerne in Kauf nahm, da ich einfach das Ziel erfolgreiche Langdistanzen deutlich höher hänge, als einen Vorbereitungswettkampf mit maximaler Frische anzugehen. Somit war Niederbayern mehr oder weniger aus dem vollem Training heraus, mit zwei Tagen kurze Erholung vor dem Rennen.
Der erste Wechsel war einfach nur peinlich und extrem langsam. Peinlich sowohl von mir als auch vom Veranstalter. Auf Asphalt ca 700m mit dem Fahrrad in der Hand unter einer Unterführung eh man irgendwann auf das Rad darf… naja. Teppich wäre ein Anfang.
Ich bin „ums Verrecken“ nicht auf mein Bike gekommen, so EISKALT und TAUB waren meine Füße. Wer Frodeno`s Wechsel in Ibiza peinlich fand, der hätte mich wahrscheinlich an die Seite genommen und gesagt „David, lass es einfach. Geh Kartoffeln ernten, Bäume anpflanzen oder werde Faschingsprinz. Aber lass Triathlon“. Die Anwohner standen mit Entsetzen neben mir als ich (ich sollte nicht der letzte bleiben an dem Tag) wie Rumpelstilzchen um mein Fahrrad tanzte und schimpfte wie ein Rohrspatz. Es war der zweite Moment wo ich kurz mal dachte „lassen wir das, ich fahr nach Hause“ (der erste kam beim Anschwimmen)
Auf dem Rad (mittlerweile nur noch an Position 11) lief es aber gut. Sehr gut sogar, wenn ich die Wattzahlen hernehme. 250 Watt (normalized Power) ist das grobe Ziel für den Ironman in 4 Wochen bei ca 2 Kilo weniger Körpergewicht als am Wochenende. Meine angepeilten Mitteldistanz-Watt (20-30 mehr) konnte ich aber nie lange drücken. Fehlende Frische Teil 2.
Gleichzeitig fühlte ich mich besser und besser als der Tag länger wurde. Ich wurde NIE überholt (das erwähne ich weil *) und konnte gut Boden gut machen nach vorne. Leider verabschiedete sich mein Armpad vom Aero-Aufleger nach 20 Kilometern und es wurde unbequem. Nochmal unbequemer als sich der zweite nach 60 auch noch auf den Asphalt legte (Ich hatte das irgendwie vorher im Gefühl, dass da Handlungsbedarf bestanden hätte…).
Die Radstrecke an sich war meiner Meinung nach extrem anspruchsvoll. Steile Anstiege nach 90° Kurven, wo man teils sehr runterbremsen musste. Es waren knapp 900 Höhenmeter, anstelle der angekündigten 350. Insofern war mir vorher auch klar, dass dies kein Wettkampf für eine Mitteldistanz-Bestzeit werden würde. Mir auch egal: Für Klagenfurt ist das sicher eine sehr gute Vorbereitung gewesen!
In der Wechselzone angekommen war das Spiel ähnlich wie am Anfang. Füße taub, Krämpfe im Oberschenkel… kurzum: Es dauerte irgendwie EWIG, eh ich in den Laufschuhen war. Ich ließ mir sogar irgendwann bewusst ein wenig Zeit, weil ich schon ganz kurz dachte, dass es eh nicht mehr zu einer guten Laufleistung reichen würde (warum auch immer. Vielleicht muss ich mit meinem Mentaltrainer jetzt auch am mentalen Verhalten in der Wechselzone arbeiten 😉 ) .
Losgelaufen lief es aber dann tatsächlich gut. Ein Gel verloren und kurz umgedreht, was den ersten Kilometer mit 4.06 Minuten eine langsame Zwischenzeit einbrachte. Danach konnte ich „angenehm anstrengend“ in 3.45-3.55 Laufen, nach vorne aufholen und verlor großartig Zeit nur dort, wo es sehr schlammig war und ich kein Risiko eingehen wollte. Bei Kilometer 17 verlor ich leider die Orientierung, da die Laufstrecke ähnlich wie die Radstrecke teils schlecht beschildert war. Kurzzeitig war ich dann mental beim „Auslaufen“ und ärgerte mich, dass ich jetzt nicht mal weiß, ob ich 6. 5. oder was auch immer war… Der Kilometer war dann mit 4.17 der langsamste und hat den Durchschnitt verhauen, aber so ist das halt. Beim Laufen war es aber noch einmal so, dass ich mich extrem schwer tat, auch nur sehr kurz mal auf 3.30 zu Laufen. Fehlende Frische Teil 3.
Im Ziel angekommen war ich 5. Dann mal kurz 6. Mittlerweile evtl. 4.
Der Grund: (*): Der „Sieger“ hat eine sagenhafte Radzeit von ca 2.0Xh (ca 44-45er Schnitt) auf einer der anspruchsvollsten Radstrecken, die ich je gefahren bin. Er hätte, nachdem er als ungefähr 90. Aus dem Wasser kam, ungefähr 90 Leute überholen müssen – einschließlich mich.
Ich habe vorsichtig hinterfragt, ob er evtl. (UNABSICHTLICH!!) abgekürzt hat. Ich selber habe zwei Fahrer(innen) gesehen, die falsch abgebogen waren… Das ganze leider ohne echtes Tracking nicht zu Beweisen oder zu Verwerfen.
Ist mir auch „egal“, mir geht es im Nachhinein nur darum, ob ich nun 10 oder 2 min Rückstand auf den Sieger habe.
Letzteres, wäre sportlich drin gewesen an dem Tag, hätte ich beide Wechsel mit mehr Routine schneller gelöst.
Zurück zur Einordnung:
Natürlich hat mich Feedback erreicht: Von „Wow, David… was für Zeiten!! Mega Junge!“ bis zu „Du bist halt zu langsam“ (quasi). Die Wahrheit liegt in der Mitte:
Wie gesagt… ich bin happy wieder zurück zu sein. Ich bin happy, eine solide Leistung gebracht zu haben. Das Wichtigste: Bei Rad und Laufen hätte ich diese Intensität noch deutlich länger gehen können; Was das Entscheidende für mich Richtung Langdistanz(en) dieses Jahr ist!
Wenn ich diese Watt, diese Pace und sogar diese Schwimmleistung in Klagenfurt zeigen kann, komme ich auf meine angepeilten 8.20-8.30 und lande im Profi-Feld relativ weit vorne. Wenn!
Es gibt weiterhin viel Arbeit, aber grundsätzlich geht mein Training in die richtige Richtung und lässt mich optimistisch sein.
Klar, ich hatte mir vorher meine Zeiten und Möglichkeiten zurechtgelegt und dachte mir, „eigentlich“ (ohne das Starterfeld zu kennen) werde / kann / muss ich gewinnen, außer es läuft am Ende jemand mit 3.20-3.30 auf dem Kilometer.
Nun gab es tatsächlich zwei extrem starke Läufer (sub 1.18h auf dem HM), an denen ich nicht dranbleiben konnte – Tatsache!
Gleichzeitig hätte mir ein klein wenig mehr Vorsprung evtl. wirklich gereicht, um ganz vorne reinzukommen (also Platz 2 oder 1.. wie auch immer man das nun nennen würde..).
Hätte, hätte! Fazit: Nicht gut genug, nicht komplett vorbereitet genug und zu lange weg von einem Rennen und zu viel trainiert zuletzt, so dass es die letzten paar Prozent einfach nicht gab.
Dennoch: Unter die Top 5 zu kommen ist erstmal ein sehr solider Saisonstart. Die Jungs da vorne sind alles sehr starke Leute, alle mit sehr starken Resultaten auf kürzeren und teils auch auf langen Distanzen. Ich bin froh, dass es dann auch so ein starkes Starterfeld war und es mir gezeigt hat, wo ich aktuell stehe.
Wie geht’s weiter?
Als nächstes steht aller Voraussicht noch eine Mitteldistanz in Lauingen auf dem Plan. Hier war ich letztes Jahr 5. und tat mich sehr schwer, den Tag über eine konstante Leistung abzurufen, geschweige denn stark zu Laufen am Ende.
Gleichzeitig steht genau eine Woche später der Ironman Klagenfurt an. Klagenfurt, lustigerweise mein bis dato letzter Ironman (letztes Jahr war ja leider nur die Challenge Roth meine einzige Langdistanz) und ich habe leider keine guten Erinnerungen an den Renntag.
Ich freue mich auf die letzten Wochen harte Vorbereitung! Und dann ein Bier am Wörthersee.
Danke an der Stelle wieder einmal an all meine Partner und Sponsoren, ohne die das Alles nicht möglich wäre! Danke an alle Trainer und medizinischen Menschen, die sich mit mir regel- oder unregelmäßig abgeben.
Aber hier und heute vor allem großen Dank an die Crew, die in Niederbayern mit dabei war: Dad, Flo und Wolfgang!
Wer es bis hier her geschafft hat zu Lesen: Auch an dich vielen Dank!
Bis bald, bleibt sportlich.
David.
UPDATE: Mittlerweile habe ich die Info bekommen von der Wettkampfleitung: Anscheinend ist der Sieger als erster aus dem Wasser gekommen und wurde „nicht erfasst“, weshalb nachher die Zwischenzeit nicht gestimmt hat. Deshalb war es kein 45er Schnitt, sondern einfach eine Kombination aus sehr guter Schwimmzeit, sehr guter Radzeit und sehr guter Laufzeit. An dieser Stelle Gratulation und danke für die Richtigstellung! Fazit: Zeitmessmatten machen einfach Sinn bei einem Wettkampf. Weiteres Fazit: Ich muss schneller werden! 😉