Kleiner Jahresrückblick – Teil 2

Kleiner Jahresrückblick – Teil 2

Weiter geht`s!

April:

Statistisch gesehen der „beste“ Monat für mich in diesem Jahr. Ungefähr 100 Stunden Training, knapp 350km Laufen, ein bisschen weniger als 2000 Kilometer auf dem Rad und seit dem 12.04. regelmäßig Schwimmen im (kalten) See.

Die Corona-Krise traf endgültig den Triathlon und die Renntermine purzelten wie Dominosteine und verschoben sich auf optimistische Oktober-Termine.

Ironman 70.3 Mallorca – Oktober. Ironman 70.3 Luxemburg – Oktober. Ironman Kopenhagen – findet statt?! Mal sehen…


Ende April – Laufen ohne Probleme.

Mai:

Anstelle des geplanten 70.3 Mallorca am 08. Mai stand also weiter Woche für Woche Training an.
Der Ironman Kopenhagen war inzwischen auch abgesagt und für 2021 neu geplant.

Laufen und Radfahren lief bis Mitte des Monats nach Plan, während Schwimmen nach wie vor im kalten See eher ein „Hauptsache etwas tun“ war.  

Alles war aber insgesamt „soweit so gut“ bis zum 18. Mai:

(K)ein Tag wie jeder andere. Laufen, Radfahren und am Abend eine Runde Schwimmen. Bei sommerlichen Temperaturen zog ich den Neo bereits im Wasser aus (klingt aufregender, als es ist), kam dabei leicht ins straucheln und landete seltsam auf der linken Seite im Wasser. Beim rausgehen und anziehen merkte ich plötzlich einen leichten, seltsamen Schmerz im linken unteren Rücken.

„Nur gut, dass ich direkt vom See zur Physio fahre“, dachte ich! Ich hatte Sonja meinen Schmerz erklärt und war mir sicher, dass es nichts Ernstes sei. Sie erklärte mir, dass es sich hier um mein Iliosakralgelenk handelte. Ich gebe zu, ich hatte bereits am Abend das Ding wieder vergessen.

Mit Kinesio Tape an der Stelle ging es am folgenden Tag nach Schwimmen, Krafttraining, Radfahren auf einen entspannten 25 Kilometer Lauf…. Ich merkte die Stelle, aber nicht dramatisch.

Nächster Tag: Unter anderem Intervalle Laufen… Schmerzhaft, aber gut machbar. Warum nachdenken? Wenn man 3.25 min/km läuft, kann schon mal was zwicken…

Freitag: Brick Session. 2 Stunden Radfahren gefolgt von einer Stunde Laufen. In Trainingpeaks stehen Kommentare wie „Rückenschmerzen… nächste Woche Recovery Woche kommt zum richtigen Zeitpunkt“. 

Ich erinnere mich noch an den folgenden Sonntag, wo ich nach Intervallen Laufen (mal wieder) die letzten 500 Meter gegangen bin, anstelle locker auszulaufen. Die schmerzhaften Blicke hinter der Sonnenbrille versteckt wusste ich so langsam „das ist was ernstes…“.

In der kommenden Woche zog ich mein Training so gut wie möglich durch, konnte aber keine einzige Laufeinheit durchziehen. Radfahren und Schwimmen war unter Schmerzen machbar, aber definitiv kein Spaß mehr. Ibuprofen wurde zu meinem „Superfood“ (aus ganz, ganz vielen Gründen nicht zu empfehlen. Zu keinem Zeitpunkt!) und ich hasste es, „rote Einheiten“ in meinem Kalender zu sehen.


Ich war meistens nicht der erste im (kalten) Wasser.


Juni:

Der Monat, der für mich dann entscheidend sein würde und dessen Folgen sich bis heute durchziehen. Gut wie schlecht. Darum ein paar mehr Zeilen…

In der ersten Woche des Monats versuchte ich für drei Tage hintereinander Laufen zu gehen. Nach einer Woche Pause war das Schmerzlevel ein wenig besser und ich konnte tatsächlich – wenn auch sehr unrund – für 5,6,7 Kilometer laufen gehen.

Am Samstag dann der entscheidende Tag: 4 Stunden Radfahren, gefolgt von einer Stunde „Race Pace“ Laufen. (Warum auch immer das in diesem Zustand so geplant war… muss ich mich rückblickend fragen).

Radfahren war schmerzfrei und vollgepumpt mit Endorphinen ging es auf die Laufstrecke. Mit einer Pace von unter 3.55 min/km ging es „vorsichtig“ auf meine ca. 10 Kilometer lange Hausrunde. Nach 5 Kilometern schmerzte mein Rücken… nach 8 Kilometern war es eigentlich nicht mehr auszuhalten. Bei Kilometer 10 stoppte ich die Uhr (Pace 3.58, trotz der schlimmsten Schmerzen die ich je hatte). Ich setzte mich auf den Bordstein, wartete und dachte nach. Es waren ungefähr 800 Meter bis nach Hause… Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich gebraucht habe, aber es schien mir ewig. Mal hüpfte ich auf dem rechten Bein, mal ging ich humpelnd unter extremen Schmerzen. Ich konnte schlichtweg nicht mehr auftreten mit meinem Rechten Bein.

Ich hatte in den letzten zwei Wochen viel gelesen über mögliche Verletzungen. Klar… fragt man „Dr. Google“ hat man entweder Krebs, Corona oder irgendeine (andere) unheilbare Krankheit.

Aber die „Diagnose“ Stressfraktur im ISG kam mir mehr und mehr plausibel vor. Ich wusstes es eigentlich.

Ich kletterte unter die Dusche, machte mir ein schnelles „To-Go“ Essen und fuhr in die Uni Klink Augsburg. Notaufnahme, Samstagabend. Sportschau im Wartezimmer und extrem wenig los.

Der „Arzt“ hörte sich meine Geschichte an, teilte aber meine Überzeugung nicht wirklich. Ein paar Klopftests am Rücken, ein bisschen herumgedrückt hier und da und dann kam er mit der sehr sicher klingenden „Diagnose“: Naja… Sie haben ein wenig zu viel trainiert. Ich meine… Heute 4 Stunden Rad und dann noch gelaufen? Da würde mir auch was wehtun. Ruhen Sie sich mal 3,4 Tage aus, dann geht`s wieder. Bruch würde ich ausschließen und ich hätte jetzt hier gerade auch kein Röntgen Gerät…. Sie können mir aber schreiben, wenn es doch was anderes ist, okay?“.  (Hab ich drei Tage später gemacht)

Der nächste Morgen:

Ich konnte auftreten, aber der Schmerz war bei 9 von 10.

Trotz dass wir Besuch erwarteten beschloss ich, in die Klinik nach Donauwörth zu fahren. Es war Sonntag… die Belegschaft war jetzt nicht sooo angetan, dass da jemand kommt und wirklich nach einem MRT fragt. Am Sonntag! Aber, sie nahmen die Sache ernst. Sie verstanden, dass ich als Profi-Triathlet auf meinen Körper angewiesen bin und sie sahen, dass ich Schmerzen hatte.

Ich bekam ein Röntgenbild, auch wenn ich bereits vorher erklärte, dass man meine Fraktur auf diesem nicht sehen würde. Ich hatte recht.

Ich müsse nun in der Klinik über Nacht bleiben und hätte dann sehr gute Chancen auf ein MRT am nächsten Morgen. „Machen wir!“.

Montag früh lernte ich Dr. Andreas Reinke – selber Triathlet – kennen, mit dem ich heute befreundet bin und ihn auch hier und da mal als „Telefonjoker“ in Anspruch nehme, wenn ich Fragen oder „seltsame“ Schmerzen habe.

Aufgrund der Seltenheit und Unwahrscheinlichkeit schloss er die Fraktur eigentlich aus, meinte aber das MRT würde für Klarheit sorgen.

Keine 30 Minuten nach dem Scan kam er rein in mein gemütliches Zweibettzimmer: „Sie hatten recht!“.

Wir unterhielten uns sehr entspannt über die Auswirkungen und die unmittelbaren Folgen für mein Training.
Diese sahen dann ungefähr so aus:  Totale Pause, Pause, ein bisschen mehr Pause…. Und Pause.

Ich war weniger überrascht als die meisten Leute, denen ich es erzählt hatte. Wie gesagt: Ich wusste es.
Kurz musste ich sogar schmunzeln und dachte mir innerlich: „Yes! Eine Sache mit Frodeno gemeinsam!“

Am Abend wurde aus einem Glas Wein eine ganze Flasche und die nächsten Tage war ich mit Recherche über Sacrumsfrakturen, Knochenbau, Knochenbrüche, Ermüdungs- und Stressfrakturen…. Und so weiter beschäftigt. Ich bin kein Arzt aber viel weniger weiß ich heute wahrscheinlich über manche Dinge auch nicht ; )
Über die Ursache(n) der Verletzung weiß ich mittlerweile eine ganze Menge. Dazu an anderer Stelle mehr.

Ende Juni war ich die ersten Male im Freibad. Ohne Beine (mit PullBuoy), Ohne Druck… einfach nur um ein bisschen Bewegung zu haben.


Sah ein bisschen kaputt aus…

Juli:

Ich habe im Juli 30 Stunden Sport gemacht – so viel wie sonst in einer oder zwei Wochen.

Aber: Ich war dankbar auf dem Fahrrad sitzen zu können. Ganz, ganz vorsichtig. Maximal 150 Watt. Keine verrückten Dinge… aber der Wind im Gesicht tat schon ganz gut.
Mein altes Rennrad baute ich kurzerhand zum „Damen-Rad“ um und Annalena und ich drehten gemeinsam am Abend kleine Runden. Oft war die Eisdiele das Ziel und oft war Annalena`s Tempo für mich hinzus schwieriger als auf dem Rückweg. Eis ist eben im Sommer eine super Motivation ; )

Die sechs Wochen, die zur Heilung der Fraktur als Minium angegeben werden, waren rum. Die Schmerzen – speziell nach einer Belastung – noch nicht.

Ich bin froh, dass ich damals bei den Physioprofis langsam mit Kraft und Stabilitäts-Training angefangen habe, um meine Muskulatur wieder aufzubauen. Ein Prozess der mich auch noch bis heute begleitet.

Die Verlaufskontrolle in der Klinik Donauwörth war positiv: Das CT zeigte, wie gut der Knochen verheilte.


August – Dezember mit einem Ausblick für das nächste Jahr kommt nächste Woche!

Bis dahin, bleibt gesund und sportlich,
David.

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