Road To Riccione

Road To Riccione

Mein Trainingpeaks Account sagt „27 Tage noch bis zum Race Day“. Das ich so etwas noch einmal lesen würde!

So langsam aber sicher glaube ich es wirklich, dass im Mai in Italien ein Wettkampf stattfindet und plötzlich erscheint – trotz aller Vorfreude – lustigerweise die Zeit bis zum Start wieder als knapp, obwohl doch die Vorbereitungszeit länger als genug gewesen sein sollte.

Der März lief vom Trainingspensum her seit meiner kurzen „down Phase“ wirklich gut und nach der kurzen Pause purzelten meine persönlichen Rekorde in allen Disziplinen und ich spürte, wie es einen Schub gab, der in Hinblick auf das Rennen wirklich gutgetan hat.

Besonders bei den Lauf-Intervallen war die Entwicklung enorm; Wo ich im November noch mit einer Pace von 3.40 min/km herumgeschlichen bin, laufen die Kilometer-Intervalle in 3.13, 3.14, 3.15 min mittlerweile auf einem ganz anderen Niveau.

Auch die Koppeleinheiten (Laufen direkt nach Radfahren) die für die Wettkampfvorbereitung so wichtig sind, liefen meist nach Plan und sehr gut.

All das macht(e) sehr viel Vorfreude auf die Mitteldistanz (1.9km Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren, 21 Kilometer Laufen) in Riccione.



Kein Fortschritt ohne kleinen Rückschlag

Das Training im März lief also gut. Bis zum 31. des Monats. Es war tatsächlich das erste Mal seit Beginn der Zusammenarbeit mit meinem Coach Gerald, dass ich eine Einheit unfreiwillig abbrechen musste. Auftreten ging nicht mehr, Gehen war nur unter Schmerzen möglich. An Laufen war nicht zu denken.

Ich zog mein Pensum dennoch die folgenden Tage recht und schlecht durch, bis wir den Entschluss fassten, die eigentlich nach drei Belastungswochen folgende Erholungswoche vorzuziehen.

Und plötzlich war ich gefangen in einer Negativspirale aus Gedanken und Ängsten, die es eigentlich nicht gebrauch hätte.

Zum einen war da der Wettkampf am Horizon, bei dem ich doch gerne in bestmöglicher Verfassung an den Start gehen würde. Zum anderen schon wieder diese dritte Belastungswoche die ich nicht vollenden konnte, nachdem ich doch im letzten Trainingsblock einfach mental und körperlich erschöpft war. Dann dieses Gefühl, innerhalb von 24 Stunden alles an Form und Fitness zu verlieren, was bisher aufgebaut wurde. Ist natürlich Quatsch, aber in einem düsteren Moment komme solche Gedanken kurz auf.

Das schlimmste aber: Ich wusste nicht wirklich woher die Schmerzen im Oberschenkel und der Hüfte kamen. Klar, es gibt immer Gründe. Sei es eine Umstellung der Pedale am Fahrrad, neue Laufschuhe oder einfach das Volumen oder die Intensität des Trainings. Aber so wirklich war ich mir keiner Schuld bewusst. Dazu kam, dass die Schmerzen derart heftig waren, dass für mich ein Deja Vu Erlebnis aus dem letzten Jahr in den Kopf geschossen war.

Der Gedanke an eine Fraktur war derart konkret, dass ich ihn mittels MRT ausschließen lassen musste. Als die Bilder eindeutig zeigten, dass – was den Knochen betrifft – alles gut war, war es eine Mischung aus Erleichterung und Überraschung. So sicher war ich mir.

Der tolle Nebeneffekt: Die Bilder zeigten auch, dass die Stressfraktur aus dem letzten Jahr absolut nicht mehr zu sehen und demnach völlig ohne Folgen ausgeheilt ist.

Ich muss mental daran arbeiten. Wahrscheinlich. Auf der anderen Seite bin ich nicht völlig bescheuert und die Gedanken kommen nicht, weil ich Lust auf eine Pause und auf „in die Röhre schauen“ hatte sondern, weil zum einen letztes Jahr die Verletzung aus heiterem Himmel kam und zum anderen, weil gewisse Aussagen und „Diagnosen“ eines aus Sportler-Sicht eher ungeeigneten Arztes noch sehr präsent in meinem Kopf sind. Darauf gehe ich an andere Stelle ein. Ich will jetzt – kurz vor einem Wettkampf – den negativen Gedanken keine Plattform bieten und außerdem will ich hier mehr ins Detail gehen. Es ist ein Thema, was sicherlich den ein oder anderen (Ausdauer-) Sportler interessieren wird.

Zurück zum aktuellen Geschehen:

Am Wochenende konnte ich erste Laufversuche starten und da diese ohne negative Reaktion des Körpers erfolgten, beschlossen wir wieder ins Training einzusteigen und den Zug nach Riccione wieder fahren zu lassen.


Zurück auf dem Fahrrad.

Der kurze Blick in den Spiegel

Was mich im Nachhinein mehr geärgert hat als meine Gedanken bzgl. der Verletzung waren meine plötzlichen Sorgen, nun nicht mehr gut und fit genug für Riccione zu sein. Vielleicht war es gut, dass ich in der Pause die Zeit hatte für ein bisschen Selbstreflexion diesbezüglich.

Klar, ich will dort nicht zum Urlaub machen hinfahren und möchte eine gute Leistung abliefern.

Aber selbst wenn die Vorbereitung nicht 100% glatt lief (gibt es das überhaupt?), ich werde gut vorbereitet sein. Für was es dann dort am Tag genau reicht, muss man sehen.

Aber es geht nicht um den einen Wettkampf im Mai. Es geht um mehr. Es geht um die Reise, um die Suche nach der „besten Version von mir selbst“. Diesen Weg mit harter, ehrlicher und kontinuierlicher Arbeit und viel Spaß zu gehen.

Es ging und geht mir darum, mit meinem Profi-Projekt zu zeigen, dass mit dem richtigen Training, der optimalen Ernährung, der passenden Einstellung so viel – vielleicht alles – möglich ist. Nicht im Mai. Nicht 2021. Aber vielleicht 2022 oder 2023.

Da ist die Challenge Riccione nur ein ganz, ganz kleines Puzzleteil.

Diese 3,4,5 Tage ohne oder mit reduziertem Training… eigentlich unbedeutend im Nachhinein.

Also zurück zum Anfang: Ja, ich freue mich wahnsinnig auf den Wettkampf. Seit September 2019 das erste Mal, dass ich an der Startlinie stehen werde. Sehr viel ist passiert seitdem; So viel, dass es zu viel ist, wenn man sich die gesamte Situation ansieht (weltweit).

Was mich selbst angeht: Ich weiß, dass es der bis dato beste Wettkampf für mich werden wird. Denn ich bin aktuell in der besten Verfassung aller Zeiten. Aber, es ist die beste Verfassung aller Zeiten bis jetzt. Da kommt noch ein bisschen was ; )

Ich werde mich ein paar Tage vor dem Wettkampf noch einmal melden und ein paar Details über die letzten Trainingswochen und Einheiten geben.

Bis dahin – nicht verletzen & gesund bleiben ; )

David

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