Lockdown-Schwimmer

Lockdown-Schwimmer

Als ich Ende Oktober 2020 aus Nizza wieder nach Hause gekommen war, wurde der „zweite Lockdown“ ausgerufen. Es sollte die Feierei zu Weihnachten und Shopping in der Adventszeit ermöglichen. Und vielleicht auch ein paar andere Sachen möglich machen und ein paar Dinge abwenden. Wie auch immer, auf jeden Fall war damals die Rede von zwei Wochen, evtl. vier Wochen.

Was das Thema Hallenbäder anging, so dachte ich im ersten Moment noch „naja, die paar Wochen überstehst auch ohne Schwimmbad“.


Freie Bahn 😉
Foto by Dirko-Photography

Auf der anderen Seite wusste ich nach dem ersten Lockdown, was fehlendes Schwimmen anrichten kann: Die „Schwimmform“ geht verloren, das Verletzungsrisiko kann steigen. Außerdem hatte Gerald so viel geplant – speziell beim Schwimmen.

Also, kurzerhand informiert, gelesen und tatsächlich: Im Unterschied zum ersten Lockdown, gab es dieses mal in der Bayerischen Verordnung eine Klausel, die es Profisportlern erlauben sollte, Hallenbäder nutzen zu können.

Ich persönlich übrigens hätte es besser gefunden, wenn diese Klausel mindestens allen Sportlern – auf Vereinsbasis zum Beispiel – die Nutzung erlaubt hätte. Man muss Schwimmbäder nicht schließen, man darf es nicht meiner Meinung nach einfach nicht. Schwimmen ist so wichtig, nicht zuletzt für Kinder. HIer geht es um einen Sicherheitsaspekt und langfristig auch um die Gesundheit.
Ich finde, Schwimmbäder und Thermen sollten nicht in die Kategorie „Freizeit“, sondern mehr in die Kategorie „Sport“ oder „Gesundheit“ fallen und offen bleiben. Aber das ist hoffentlich ein Thema, was wir nicht mehr in der Form ansprechen müssen.


Ein typischer Tag im Winter: Grau, kalt und meistens alleine beim Schwimmen.
Foto by Dirko-Photography

Dennoch, es ging um mein Training:
Super, dachte ich! Ich schrieb eine Mail an alle Bäder in der Umgebung in der Hoffnung auf ein paar positive Antworten.

Es war eher ernüchternd:

„Wir lassen das Wasser ab, das dauert eh länger.“

„Bei uns nur die, die auch im Augsburger Schwimmverein sind. Bitte an die wenden.“

„Wir haben kein Personal im Hallenbad… keine Chance.“

„Sind Sie verrückt?! Das Bad ist zu. Auch für Sie!“

„Wir bauen um. Wir nutzen die Zeit“.

„Nein.“

Ich hatte mich schon damit abgefunden, da kam noch die nette Antwort der Altmühltherme aus Treuchtlingen in mein Mail Postfach, mit der Bitte, dass ich doch anrufen solle um zu schauen ob wir eine Lösung finden würden.

Lösung finden klang schon mal positiv!

Ein paar Tage später saß ich bei Herrn Schumann und Frau Schäfer im Büro der Therme und wir beredeten, wie wir das ganze irgendwie hinkriegen können. Herr Schumann – selber als Triathlet aktiv gewesen – hatte vollstes Verständnis für meine Problematik.

Die Sorge galt eher den kühlen Wassertemperaturen, was für mich aber kein Problem oder Hindernis darstellte. Zur Not mit Neo im Hallenbad, Hauptsache Wasser!

So hatten wir unseren „Lockdown-Deal“: Ich durfte das Bad nutzen. Die Auszubildenden der Therme trainierten entweder selber zur gleichen Zeit oder passten während meinem Training auf mich auf.

Letztendlich sind aus den geplanten 2-4 Wochen Lockdown 125 Stunden oder über 250 Kilometer Schwimmen geworden.

Für mich war das absolut nicht selbstverständlich. Aber es war eine Rettung, die mir geholfen hat, mich durch den (langen) Winter zu bringen und von Tag eins der Zusammenarbeit mit Gerald am Schwimmen zu arbeiten.

Am Ende zeigt es wieder, was eine kleine Geste, ein offenes Ohr, was nette Menschen einfach ausmachen können! Es wäre ein leichtes gewesen, meine Anfrage zu ignorieren oder auch hier einen schnellen Grund zu finden, „nein“ zu sagen – Profilizenz hin oder her!

Was die Therme als Trainingsstätte angeht, so muss ich sagen: Es klingt ja im ersten Moment nach Wellness, Sauna und Urlaub. Aber die Bedingungen für Schwimmtraining sind hier (auch unter „normalen“ Umständen) hervorragend! 2 abgesperrte Schwimmerbahnen, Trainingsuhr in der Halle, kurze Wege und sogar Physiotherapie und Fitnesseinrichtungen im gleichen Gebäude. Von mir eine absolute Empfehlung!

An dieser Stelle noch einmal ein ganz großes DANKESCHÖN an alle, die es ermöglicht haben, dass ich meine Bahnen ziehen konnte!

Die Therme hat seit kurzer Zeit endlich wieder normal geöffnet!

Ich freue mich schon, wenn ich nach einem Wettkampf die Wellnessanlagen zur Erholung nutzen kann und hoffe, dass der kommende Herbst und Winter ein bisschen normaler wird und man Schwimmbäder mit Hygienekonzepten dann nicht wieder reihenweise schließen muss.



Was das Schwimmtraining über den Winter wert ist, werden wir in den nächsten Wochen sehen.
Es ist Juli – der Monat in dem nun also endlich das erste Rennen der Saison ansteht. Nachdem ich kurz vor der Challenge Riccione absagen musste, ist die Motivation noch einen Tick größer als sonst. Es ist schwer greifbar, schwer einzuschätzen wie es nach fast zwei Jahren ohne Wettkampf laufen wird aber ich weiß, dass ich einiges drauf habe und nicht zum Baden oder Urlaub machen anreise.

Wohin reisen? Am 31.07. geht es nach Müritz (nachdem der Triathlon Regensburg ja doch noch ausgefallen ist… ) zur Mitteldistanz als Vorbereitung für den Ironman im August.

Das Training in den letzten Wochen lief fast schon sensationell und es könnte sogar sein, dass die kurze Zwangspause beim Laufen gar nicht mehr so sehr ins Gewicht fällt. Zumindest sehen die Läufe aktuell wieder recht gut und solide aus. Ob es dann für einen wirklich schnellen Halbmarathon reicht, entscheiden dann Kopf und Beine am Tag des Geschehens. 😉

Kurz vor dem Rennen gibt es noch einmal ein Update über die letzten Trainingswochen und über meine Einschätzung. Bis dahin konzentriere ich mich weiter auf jeden einzelnen Tag und jede einzelne Einheit.

Bis dahin, bleibt gesund und sportlich!
David

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