Das Waren die ersten Rennkilometer in 21

Das Waren die ersten Rennkilometer in 21

Die Mitteldistanz in Waren – der „Müritztriathlon“ ist vorbei und erledigt. Ein kurzer Bericht darüber, wie es lief, was gut war und was weniger und der Ausblick für die nächsten drei Wochen.

Streckencheck

Der erste Eindruck vom Wasser am Donnerstagnachmittag war, dass es sich anfühlt, anhört und aussieht wie ein echtes Meer. Nur das (auftrieb verleihende) Salzwasser fehlt.
Der erste Eindruck war auch, dass es extrem windig war. Es war windig gemeldet, Geschwindigkeiten bis zu 30-35 km/h. Bei Ankunft waren es dann über 40 mit deutlich schnelleren Böen (bis zu 60kmh).

Ich habe an sich mit dem Wind keine großen Probleme mehr und kann eigentlich den Seitenwind auch gut nutzen um Geschwindigkeit zu halten. Aber, wenn du beim Ausladen das Zeitfahrrad kaum halten kannst, dann fragt man sich zumindest mal ganz kurz, wie es wohl auf der Strecke aussehen wird.

Freitag habe ich dann eine Runde in der Müritz gedreht und fand es nicht so wild. Langer Ein- und Ausstieg – zu flach für Delphinsprünge, zu hoch für Storchenschritte… irgendwie könnte das beim Landgang hart werden.


Am Freitag war das Wasser recht enspannt im Vergleich zu Samstag.

Die Radrunde dann mit verschiedenen Hinterrädern getestet um zu sehen, was sich im Wind am besten fahren lässt. Klar war: Der Hinweg auf dem zweimal zu absolvierenden Rundkurs würde Rückenwind, der Rückweg seitlichen Gegenwind haben. Es ließ sich aber deutlich besser fahren, als zuerst angenommen.

Die Laufstrecke war recht unspektakulär, auch hier war der Yachthafen windanfällig aber eigentlich ohne Probleme.

Raceday

Samstag war es also endlich soweit! Seit September 2019 ein Wettkampf.
Ich hatte mit einer Endzeit von ca 3.45h geplant und wusste, dass der mittlere Teil (Radfahren) das stärkste für mich sein würde.

Am Wettkampfmorgen spürte ich die positive Nervosität, die es für einen guten Wettkampf braucht und war optimistisch und gut drauf – körperlich und mental.
Umso näher der Startschuss rückte, umso verkrampfter fühlte sich das Ganze an. Die lange Wettkampf-Pause machte sich dann doch irgendwie im Kopf bemerkbar und meine positive Stimmung wankte ein wenig.
Die Schwimmstrecke wurde aus Sicherheitsgründen noch verkürzt um 250m, so dass die Athleten nicht zu weit rausschwimmen mussten. An sich ein super Signal für mich! Dachte ich in dem Moment auch und war wieder besser gestimmt.

Beim Start war mein Plan, dass ich ganz vorne mit reingehe und versuche an einer guten Gruppe dranzubleiben. Hier lag der erste (und letztendlich auch mit-entscheidende) Fehler, den ich gemacht habe: Ich stand zu weit außen und einen Tick zu weit hinten, so dass durch die Trägheit der Gruppe der Abstand nach vorne bereits da war, als noch ins Wasser gerannt wurde.

Das Schwimmen an sich war das brutalste, was ich bisher erlebt hatte. Die Wellen vor der ersten Richtungsboje waren extrem. Ein normales Schwimmen, mit Wasserschatten und mit guter zielgerichteter Orientierung war nahezu unmöglich.

Dass ich trotzdem nach der ersten Runde auf ungefähr Platz 20 lag, hatte mich nachher überrascht und hätte mich – wenn ich es so gewusst hätte – wahrscheinlich besser in die zweite Runde gehen lassen. (Mir wurden Zeiten zugerufen, aber in dem Moment schwierig richtig zu verstehen. Darf aber auch keinen Unterschied machen, das ist klar.).

Runde zwei lief weniger gut: Beim Einstieg ins Wasser Probleme mit der Brille (was für mich mit -6 Dioptrien und Kontaktlinsen die nicht gut schwimmen können schnell zur Horrorvorstellung wird) und als ich im Wasser war, war die Spannung, der Fokus nicht wirklich da.

Ich verlor rund 20-25 Plätze in einer Runde, obwohl ich körperlich nie ansatzweise ans Limit gekommen war.
Klar waren die Bedingungen extrem und sehr hart, aber das war für alle gleich. Ich hätte damit besser umgehen müssen.

Das gute ist: Schlimmer kanns eigentlich nicht mehr werden beim nächsten Wettkampf


Noch lange nicht perfekt, aber das Radfahren war der positivste Punkt des Rennens.

Auf der Radstrecke lief es erwartungsgemäß deutlich besser. Ich überholte permanent und hatte bis zum Schluss eine gute Geschwindigkeit und die Wattwerte in dem Korridor, in dem ich sein wollte und sollte.
Auch hier habe ich aber ein paar Minuten liegen gelassen, weil die letzte Konsequenz teilweise gefehlt hat. Es reicht auf einem bestimmten Niveau nicht mehr, 90% der Radstrecke top zu absolvieren, um dann bei 10% in der ein oder anderen Kurve, beim Auf- oder Absteigen mal was liegen zu lassen.

Immerhin bin ich als 14. In T2 angekommen. Transition – der Wechsel zwischen den Disziplinen – das hatte ich früher recht gut intus und habe hier nie Zeit liegen lassen. Ich war schockiert, als ich gesehen hatte, dass ich hier über eine Minute auf die besten verloren hatte. (Nein, ich habe keinen Espresso in der Wechselzone getrunken!)

Beim Laufen war es das, was ich im Prinzip ja gewusst hatte: Der Punch für die Mitteldistanz (sprich eine Pace von 3.45 min/km oder drunter) fehlt mir aktuell. Das liegt zum einen daran, dass letztes und dieses Jahr je eine Verletzung für eine längere Laufpause sorgten und zum anderen daran, dass mein Training auf die Langdistanz ausgerichtet ist und nicht auf 10 oder 20 Kilometer. Letztendlich hätte hier dennoch eine 4er Pace drin sein müssen und wäre auch drin gewesen.
Auch hier war die letzte Konsequenz, der letzte Biss und Fokus nicht über die ganze Strecke da.

Das klingt, als ob ich keine Lust gehabt hätte, oder es mir egal gewesen wäre. So war es natürlich nicht! Aber es macht einen Unterschied ob du eben am Tax X alles, alles abrufen kansnt und eben diesen Tick übers Limit gehen kannst in der entscheidenden Situation, oder ob du hier und da vom Kopf her dazu nicht bereit bist, bzw. der Kopf es einfach nicht zulässt. Das ist im Leistungssport eben das Thema. Jeder Athlet trainiert auf gutem Nievau, der Unterschied am Wettkampftag kommt nicht selten vom Kopf.

Fazit: Die 3 Wochen Baustelle Kopf

Am Ende muss ich sagen, dass ich natürlich mit Platz 19 nicht zufrieden bin. Die 3h 52min klingen für eine Mitteldistanz nicht so schlecht, sind aber halt ein Resultat, bei dem noch was drin gewesen wäre.

Auf der anderen Seite hätte ich, wenn mich jemand im Mai gefragt hätte, diese Zeit sofort unterschrieben. Damals war Laufen unmöglich und es war noch nicht auf den Punkt absehbar, wann es wieder gut gehen würde.
Abschließend sei noch gesagt: Ich bin froh, dass es eher am Kopf, an der mentalen Seite lag, als am Körper. Das Training die letzten Wochen war super und jetzt muss ich dafür sorgen, es beim nächsten Wettkampf auch perfekt abrufen zu können.
Letztendlich lässt sich an der mentalen Schraube in der Kürze der Zeit leichter drehen (ich will das Thema ganz sicher nicht kleinreden! Aber hätten mir nach 20 Minuten die Beine gebrannt wäre das wohl schlechter aufzuholen gewesen) als an der körperlichen.

An dieser Stelle noch einmal ein Dankeschön für mein Support-Team vor Ort: Annalena (die mich ja auch die Tage zuvor schon ertragen musste ;)) und Ralph Stigler (Planungsbüro TBS) mit seiner Freundin Kiki.


Annalena und Ralph. Danke für den Support!

Jetzt heißt es also die mentale Komponente ins Training mehr mit einzubauen als je zuvor und somit bereit zu sein für den nächsten Startschuss.

Der fällt in weniger als drei Wochen, beim Ironman Kopenhagen.

Ich habe gelesen, dass dort ein paar nicht ganz schlechte Leute am Start sind: Lionel Sanders (der, der hinter Frodeno im Allgäu dabei war), Lukasz Wojt (der wahrscheinlich beste Schwimmer im LD Triathlon aktuell), Kristian Blummenfelt (aktueller Olympiasiger).

Ich bin gespannt wie mein Langdistanz Debut läuft. Den „Gameplan“ werde ich versuchen perfekt umzusetzen und ich hoffe das dann am Ende nicht alle (meine) Kerzen aus sind, bevor ich auf dem roten Teppich angelaufen komme.

Über meinen Plan für Kopenhagen und meine Ziele dort schreibe ich das nächste Mal.

Bis dahin steht noch ein bisschen Training an, bevor es dann ab nächste Woche ins Tapering geht, um ausgeruht und frisch am Start zu stehen. Und mental bereit 😉

Bis dahin, bleibt sportlich!

David

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