Schneller als die Polizei erlaubt

Schneller als die Polizei erlaubt

Es ist Winter, es liegt Schnee. Das letztere passiert irgendwie immer seltener und hat mich diese Woche drei mal aufs Laufband geschickt. Ich weiß… es gibt ja die ganz taffen Hunde, die sogar in kurzer Hose laufen. Könnte ich auch alles… macht aber a) keinen Spaß und b) ist es für gewisse Laufeinheiten draußen aktuell so, dass sie schwierig machbar sind. Intervalle zum Beispiel. Zum einen kühlst du aus in den Pausen, zum anderen (und das ist mein Hauptpunkt), ist es teilweise so glatt, dass eine Pace von 3, 3.10, 3.20 (Jaja… kann der doch eh nicht Laufen!) dann schnell zu schnell wird und es eher Richtung Schlittschuhfahren geht. Ich war diese Woche 90 Kilometer in Laufschuhen unterwegs. Sechs Einheiten, drei davon draußen, drei davon auf dem Laufband.

Warum erzähl ich das? Weiterlesen!

Der Reihe nach:

Mir ist ja die letzten Jahre schon viel begegnet auf den Straßen. Aggressive Autofahrer, logisch. Betrunkene Jugendliche, die mir mit dem Mofa auf dem Radweg entgegenkommen – stimmungsvoll! Wildgewordene Eltern, die mich anschreien, weil ich am TT Bike keine Klingel habe – emotional gesehen fast nachvollziehbar.

Wem ich (teilweise) leider viel zu selten begegne: Der Polizei. Dabei wäre es so oft ein Traum, wenn der Freund und Helfer oder die Freundin und Helferin den Pseudo-Boliden, der mich gerade mit 3 Zentimeter Sicherheitsabstand auf dem Fahrrad überholt hat, mit Blaulicht einfangen würde.

Eigentlich wollte ich heute einen Blog schreiben mit dem folgenden Titel: „Deutschland, das Autoland.“ Warum? Weil ich nach einigen Kilometern heute vom völlig vereisten und viel zu wenig gesalzenen Radweg / Fußweg auf die Straße gewechselt war, die gesalzen wie ein Big Mac ist.

Ich lief bei Kälte (aber Sonnenschein) in fast schon unheimlicher Lockerheit meine 4.13, 4.14 pro Kilometer und dachte an die Zeilen, während ein BMW mit Warnblinker und Lichthupe mir entgegenfuhr. Scheibe runter, leicht aggressiver Ton: „Hey, runter von der Straße!“. Wer mich kennt weiß, dass ich im Training manchmal ein wenig „over the top“ reagiere und nicht immer alle Emotionen im Griff habe. Hier aber, mit aller Contenance und Routine antwortete ich im vorbeilaufen „Ist vereist… ist vereist…!“.

Für ein paar Sekunden dachte ich noch: „Hhm… BMW, zwei Männer drinnen… wäre ja irgendwie lustig, wenn es die Polizei gewesen wäre!“.

Einen Wimpernschlag später ruft es: „Sofort anhalten, Polizei!“. (Sogar mit dem Verbrecher jagenden Schriftzug in der Heckscheibe!)

Hier ändert sich meine Trainingseinheit (auch wenn ich sie noch vernünftig zu Ende bringen konnte), mein Blogtitel und auch mein Wunsch, die Polizei öfters auf den Straßen zu sehen. Gleichzeitig beginnt hier mein „offener Brief“:

Es mir bewusst, dass ich als Läufer – insofern dieser zur Verfügung steht – einen Fuß- oder Radweg nutzen muss und nicht die Straße benutzen darf.

Jetzt haben wir eine besondere (und, Klimawandel sei Dank mittlerweile seltene) Situation: Es liegt Schnee. Meistens ist dies mit einer Situation von 12-24 Stunden Chaos verbunden bis sich die Lage etwas legt und die Straßen „frei“ sind.

Ich wähle meine Routen für das Lauftraining stets vorausschauend: So bin ich gestern über 20 Kilometer auf einer Landstraße (es gab keinen Gehweg) gelaufen, da ich wusste, diese würde gut begehbar sein, geräumt, gesalzen und damit nicht glatt.

Heute, 12.12.21 – die Sonne schien dachte ich, ich „riskiere“ eine Runde die mich u.a. von Hamlar nach Genderkingen führen würde. Aufgrund der Sonne würden die meisten Radwege nass, aber frei sein.

Leider stellte ich nach ca 4 von etwa 20 Kilometern fest, dass die Radwege tückisch glatt sind. Nicht durchgehend glatt. Auch nicht so, dass man es mit dem bloßen Auge erkennen würde.
Aber es gab immer wieder extrem eisige, glatte Stellen und so war das schnelle Laufen auf dem Gehweg schlichtweg nicht möglich.

Auch das Radfahren und selbst das langsame, normale Gehen schien nur mit erhöhtem Sturzrisiko möglich.

Mehrfach konnte ich Stürze gerade noch verhindern. Ein gleichmäßiges, sicheres, schnelles Laufen und damit ein optimales Erfüllen der Trainingseinheit war jedoch unmöglich.

Liebe Gemeinden Asbach-Bäumenheim, Genderkingen und Oberndorf – warum sind die Straßen bestens präpariert, die Rad- und Gehwege jedoch teils komplett ohne Salz oder Streugut hinterlassen? Warum wird hier die Gesundheit der Bürger riskiert?

Auf der Höhe des Tierheims Hamlar (ich entschuldige mich hiermit bei allen Ortsfremden Lesern für diese Details, aber für gewisse Personen wird mein Handeln evtl. so nachvollziehbarer) traf ich die Entscheidung, auf die Kreisstraße DON29 zu wechseln und für 3.2 Kilometer bis nach Genderkingen auf der ganz linken Seite (Autos entgegenkommend) zu laufen.

Ich kenne die Strecke bestens – bin ich doch dort bei jeder Jahreszeit mehrfach die Woche unterwegs. Daher weiß ich, dass am Sonntag das Verkehrsaufkommen extrem gering ist und ich in der Laufzeit von ca. 15 Minuten mit etwa 4-5 Autos rechnen müsste.

Kurz abgewogen, war das Risiko um ein Vielfaches geringer, von einem Auto angefahren zu werden, als auf dem Gehweg zu stürzen.

Selbst das Ausweichen auf das nicht-asphaltierte Bankett ganz am Rande der Straße wäre noch jederzeit möglich.

Nach ungefähr der Hälfte der „verbotenen Strecke“ ereignete sich die Begegnung mit der Polizei.

Ich will nicht in zu viele Details gehen, will auch keine Anschuldigungen tätigen. Ein paar Fragen jedoch, haben sich mir dennoch gestellt, die ich auf meinen restlichen – rutschigen – Kilometern nicht beantwortet bekommen habe.

Ist es wirklich nötig, einen Läufer in derartig aggressiver Manier anzuschreien?
Sollte es nicht Aufgabe der Polizei sein, Dialoge zu führen um derartige „Vergehen“ zu erläutern, zu klären?
Ist es nicht ein notwendiges Zeichen von gegenseitigem Respekt, den Gegenüber ausreden zu lassen und sich seine Sicht der Dinge zumindest anzuhören?
Gilt die Polizei nicht nach wie vor noch als der „Freund und Helfer“? Warum dann ist es dem in diesem Fall diensthabenden Herrn N., der Polizeiinspektion Neuburg a.d. Donau „scheißegal“, dass ich mich verletzen könnte auf dem Radweg, während auf der Straße drei, vier, fünf Autos kommen würden? (Tatsächlich „sagte“ er mir in sehr bestimmten Ton, dass ich dann „halt gehen“ müsse. Ja, nur das Problem, dass selbst das Gehen nicht ungefährlich war auf diesem Weg!).

Wäre es nicht sogar die Aufgabe der Polizei, wenn sie denn von einem derartig gefährlichen Zustand eines Geh- und Radwegs erfährt, hier zu handeln und ggf. die Gemeinde(n) zu alarmieren?

Das Klinikum in Donauwörth dankt es bestimmt!

Regeln und Vorschriften zu befolgen – ja, das ist schön. Das ist wunderschön. Aber ist es nicht auch wichtig und richtig in gewissen Umständen und Situationen den gesunden Menschenverstand walten zu lassen?

Ich wusste, dass ich – rechtlich gesehen – den Gehweg nutzen müsste. Ich stellte mir kurz die Frage „Schade ich mit dem Laufen auf der Straße irgendeiner anderen Person?“ Ganz sicher nein.

Im absoluten „worst case“ könnte ich immer noch in den Schnee auf die Seite gehen und ein Auto passieren lassen.

In der Ortschaft Genderkingen angekommen war das Laufen auf dem Gehweg – einer ca 5cm schmalen Eisbahn – wieder schier unmöglich.

Müsste ich nun bei jedem Bewohner klingeln und ihn darauf aufmerksam machen, dass der Gehweg nicht in perfekter Situation sei?
Sollte ich es darauf ankommen lassen, hinfallen und dann ein rechtliches Verfahren einleiten?

Die Antwort ist doch klar: Natürlich nicht! Natürlich war auch hier der einzig richtige, vernünftige Weg, vorausschauend zu laufen und da, wo es der Gehweg unmöglich machte die Straße zu nehmen.

Es ist Situationsabhängig, es ist sicherlich nicht auf der Autobahn machbar. Es ist sicherlich nicht auf dem Georg-Brauchle-Ring in München in München machbar.

Es ist – mit dem gesunden Menschenverstand – sicherlich machbar und für alle beteiligten – auch den diensthabenden Herrn N., die einzig richtige und sichere Entscheidung zwischen zwei Gemeinden mit je unter 4000 Einwohnern in dieser „eisigen Situation“ so zu handeln.

Lieber Herr N, mit ein bisschen Abstand, ein bisschen Sportsgeist und einem dienstfreien Sonntag steigt vielleicht auch bei Ihnen das Verständnis für ein derartiges Vergehen meinerseits.

Liebe Gemeinden: Die Radwege, die Gehwege gehören so präpariert, dass sie ohne Angst nutzbar sind! Klar muss jeder Vorsicht walten lassen bei Kälte und Nässe – egal ob Fußgänger oder Autofahrer. Aber Grundsätzlich ist es einfach grob fahrlässig, die Radwege in einem derartigen Zustand zu lassen.

Da sprechen wir über Energiewende und wollen das alle das Auto zu Hause stehen lassen; Bei solchen Bedingungen geht man ja nicht mal zur nächsten Bushaltestelle! Naja, wahrscheinlich einfach alles noch beste Grüße und Hinterlassenschaften vom Scheuer Andi…

Liebe Bewohner: Wer einen Gehweg vor der Haustür hat: Bitte einmal eine Schaufel Salz und/oder Streugut und das ganze so breit, dass zwei Füße nebeneinander passen.

Liebe Läufer: Passts auf euch auf!

Ich tippe die Zeilen nach dem Lauf und vor der nächsten Einheit: Auf dem Rad. Im Keller. Nicht wegen Eis, sondern wegen Kälte. Dafür kann keiner was, das gehört zum Dezember dazu wie Weihnachten 😉

Einen schönen dritten Advent und keep on running!

David

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