No-Vember
Um die Spannung vorwegzunehmen: Der Ironman Israel findet leider ohne mich statt.
Ich möchte eine kurze Zusammenfassung der letzten Wochen geben, einen Ausblick auf nächstes Jahr und kurz ein paar Gedanken zu der Entscheidung.
Vorbereitung nach Plan?
Jein. Schwimmen lief größtenteils nach Plan, auch wenn hier Dinge wie spontane Schul- oder Hortklassen, falsche Aussagen von Personal bzgl. Belegung oder falsche Belegungspläne die Sache schwieriger machten, als erhofft. So schwierig, dass ich zuletzt sogar in München schwimmen war, um noch die ein oder andere qualitative Einheit zu bekommen.
Tatsächlich stimmten mich die Zeiten optimistischer als noch vor 5 oder 8 Wochen. Letztendlich war es – geplant – der erste Block mit richtigen Intensitäten und der Körper hat schnell reagiert, sich schnell erinnert und ich konnte zum ersten Mal dieses Jahr wieder an die Leistung von „vor April“ anknüpfen.
Beim Radfahren konnte ich einen positiven Schub schaffen, da ich mich hier – u.a. aufgrund reduziertem Laufvolumen – mehr drauf konzentriert habe. Auch wenn ich hier noch weit weg bin/war von solch magischen 4.1 W/kg, so ging es zumindest mal wieder in die Richtung, dass sich 3.8, 3.9 realistischer anfühlten, also noch vor einem halben Jahr.
Tatsächlich war beim Radfahren ein sehr krasses Polarisieren sowie viel, sehr viel Kraftausdauer (also 60-70 Umdrehungen) der Schlüssel zur besseren Dauerleistung für mich. Lange Ausfahrten kombiniert in LIT und viele kurze Einheiten in HIT – langsam gesteigert von einer halben Minute bis hin zu 4-5 Minuten Intervallen gegen Ende.
Die Race-Pace Einheiten zwei Wochen vor Wettkampf-Datum fühlten sich dementsprechend gut an.
Laufen war das große Thema. Der Oberschenkel wurde eher schlimmer statt besser. Ein spontaner Blick ins MRT ließ weder Riss noch Bruch verlauten, gleichzeitig aber eine Muskelverletzung, die – natürlich – eigentlich eine Pause verlangt hätte, aber gleichzeitig mit guter Belastungssteuerung und viel Behandlung keine Pause bedeuten müsse.
Pausen hatte ich versucht, aber selbst 7 Tage ohne Laufen – was ungewöhnlich viel ist, unabhängig der Saisonphase – brachten keine Änderung vom Schmerzlevel.
Tatsächlich hatte ich schon lang den Verdacht, dass ein Wirbel (Wirbelsäule ist nun mal einer meiner Punkte, auf die ich mich konzentrieren muss…) einen Nerv eingeklemmt und damit eine Reizung verursacht hatte. Wenn die richtigen Leute zum falschen Zeitpunkt aber im Urlaub sind, dann hat das Beheben dieses Problems in diesem Fall leider etwas zu lang gedauert, was dann in der Muskelverletzung resultierte.
Lange Rede kurzer Sinn: Weitermachen, Wettkampf machen, danach Pause.
Das Lauvolumen ging runter auf ca 40-50 Kilometer pro Woche, was natürlich zu wenig für Topleistung ist. Gleichzeitig war mein Plan, die Laufform so gut wie möglich zumindest zu erhalten und mit in den Ironman zu nehmen.
Ein Test knapp 2 Wochen vor dem geplanten Ironman sollte Aufschluss bringen: 30 Kilometer im GAII Tempo. 4.17er Pace über die gesamte Zeit, relativ „wenig Anstrengung“ dabei sehr konstant mit keinem nennenswerten Abfall hinten raus, stimmten mich hier positiv, dass der Lauf in Israel zumindest solide möglich sein würde.
Behandlung + Training
Viel Behandlung, verhältnismäßig immer noch viel Training als „Erfolgsrezept“? Jein. Ich konnte zumindest die Chance auf den Start bewahren und war dann 8, 9, 10 Tage vor dem Start in einer Verfassung, die nicht perfekt war, aber mit der ich positiv gestimmt in den Flieger gestiegen wäre.
Dann folgte eine Rebellion des Körpers, die ich so leider nicht geplant hatte und die dann die Tür zum Flugzeug geschlossen hatte: Donnerstagnacht überfiel mich ein Magen-Darm-Virus, der dafür sorgte, dass ich die folgenden Tage nicht wirklich Essen konnte und mich körperlich schwächer und schwächer fühlte.
Was Anfangs noch nach „oh, toll… ein paar Kilo weniger schaden ja nicht“ klingt, wurde dann zum K.O. Kriterium.
Samstag ein letzter Versuch, wie sich das Ganze nun unter Belastung anfühlt. Aber nach 1.5 Kilometer Laufen begann ich den Spaziergang nach Hause – geschwächt und mit der Entscheidung, nicht zu Fliegen.
Klar würde man sich dann gerne vergraben in so einer Situation. Aber für mich standen Dinge wie Koffer „zurück“-packen und vor allem der bürokratische Wahnsinn der Stornierungen bei Flug, Hotel, Transfer usw, usw. an.
Heute ist der erste Tag, an dem es mir wieder besser geht.
Und klar gibt es jetzt Leute, die meinen, ich hätte fliegen können/müssen und es versuchen müssen.
Ich habe mal Anfangs der Saison gesagt, dass ich dieses Jahr nur wirklich fit an einen Start gehen möchte. In Lauingen und Roth habe ich das zum Glück nicht gemacht und war mit 80, 90% am Start und habe – rückblickend, mit ein wenig Abstand – solide Rennen gezeigt.
Dieses Mal war es zu viel, um dieses Risiko einzugehen. Nach Israel zu fliegen, mehrere Tausend Euro auszugeben – die auch nächstes Jahr fehlen würden – um dann am Donnerstag zu sagen „ich fühle mich einfach nicht nach Wettkampf“, das wäre nicht ehrlich zu mir selbst und zu all denen, die in irgendeiner Form mit drinstecken.
Ich mache das (und das bitte nicht falsch verstehen) nicht zum Spaß, sonst würde ich nicht als Profi starten. (Spaß habe ich. Am Prozess, am Training, an der Verbesserung. Aber der Wettkampf an sich soll keine Spaßveranstaltung sein, so ist das gemeint).
Am Ende gibt es nur eine Person, die solche Entscheidungen treffen kann, darf und muss. Das bin ich selber und allein. Sicher ist eine Rennabsage eine Woche vor dem Wettkampf unpopulär und in anderen Augen vielleicht auch unverständlich. Aber aus meiner Sicht, war es die einzig richtige Entscheidung, auch wenn es wehtut, die Bilder aus Israel zu sehen und wenn ein Blick auf den Tracker am Freitag sicherlich die Sache nicht besser machen wird.
Wie geht es weiter?
So, nun hatte ich Israel als „entscheidendes“ Rennen angekündigt und wollte dort abliefern. Nun sind Trainingsdaten wie immer nichts wert, wenn man es – mal wieder – nicht an die Startlinie schafft.
Es gibt für mich nur eins: nach vorne schauen. Ich werde das, was ich für Israel angekündigt habe, nächstes Jahr zeigen.
Zeit für ein bisschen Pause. Zeit für komplette Erholung und Zeit für die Saisonplanung.
Kommendes Jahr bleibt eines gleich: Triathlon spielt die große Rolle in meinem Leben. Gleichzeitig ändert sich einiges: Ab April gibt’s quasi einen neuen „Trainingspartner“. Der wird einige Stunden Schlaf kosten, vielleicht auch mal die ein oder andere Trainingseinheit etwas verschieben, aber sicher auch die positive Ablenkung sein, die es manchmal braucht.
So gesehen: Das sportliche Jahr 2022 lief für mich ohne ein großes Happy End. DNS in Mallorca (Rippe), Schweden (Wadenbeinkopf) und Israel. Gute Platzierung in Lauingen und ein Finish knapp über 9 Stunden in Roth.
Das private Jahr geht nach dem Tiefpunkt im April (wer mag, kann den Blog nochmal raussuchen…) am Ende sehr schön und positiv zu Ende.
Wir freuen uns über die positiven Nachwuchs-News!
Das Leben ist schön, der Triathlon war es zuletzt nicht immer zu mir. Aber man kann nicht immer alles gleichzeitig haben. 😉
Ich geh jetzt wieder auf die Couch, Fußball WM kam selten zum falschesten und gleichzeitig besten Zeitpunkt für mich.
Danke fürs Lesen! Bleibt sportlich und gesund,
David