ARAP – As ready as possible

ARAP – As ready as possible

Wenn man, so wie ich, in 22 Monaten nur ein einziges Mal an einer Startlinie stand, dann wirkt es fast schon surreal, innerhalb von 5 Wochen gleich 3 Rennen zu bestreiten.

Nach der langen, scheinbar endlosen Geschichte mit dem Schienbein kam es mir ja selbst stellenweise schon surreal vor, einfach wieder ganz normale Trainingswochen durchzuziehen – und seit 2023 sogar wieder echte Reize beim Laufen setzen zu können.

Ich bin zurück.

Körperlich auf dem absolut besten Niveau, das ich mir in der doch relativ kurzen Vorbereitungszeit erarbeiten konnte. Risiken? Kaum. Der Aufbau war solide, ohne Schnickschnack – viel same same every week, mit minimalen Anpassungen. Frei nach dem Motto: Repetition as the source of excellence.

Es waren inklusive Reha insgesamt 11 Wochen Lauftraining – plus die anstehende Raceweek. Nicht überragend viel, aber mit einer guten aeroben Basis, die ich mir durch konstantes Training in den letzten Jahren erarbeitet habe, mehr als ausreichend, um zumindest in eine solide Verfassung zu kommen.

Beim Schwimmen ging es auf und ab – unter anderem wegen der dann doch wieder oft enttäuschend niedrigen Temperaturen im Donauwörther Freibad. (Gilt nicht für die letzten Tage – trotz 18° Außentemperatur fühlt sich das Wasser gerade erstaunlich gut an!) Teilweise ging es eher darum, die Einheit überhaupt zu beenden, als sie „gut“ zu beenden – was langfristig natürlich nicht der ideale Ansatz ist. (Weshalb ich auch öfters ins alternative Neuburg ausgewichen bin)

Auf dem Rad habe ich gemerkt, dass mein Peak bereits im Mai war. Durch die Laufpause war ich unbewusst (und bewusst) häufiger auf dem Rad, außerdem natürlich ausgeruhter – das hat sich in den Wattwerten und der Spritzigkeit deutlich gezeigt.

Aber so ist Triathlon nun mal: ein ständiger Kompromiss zwischen den drei Disziplinen – plus einem ordentlichen Anteil an Krafttraining, je nach Phase.


Laufen macht wieder Spaß. Und das Gefühl, wenn einem nach einem 30 Kilometer Lauf nichts wehtut, ist einfach genial.

Raceday 1: Bayernliga, Hof

Mein „kleines“ Comeback gab ich am 13.07. für den TSV Harburg in Hof – mein erstes Ligarennen überhaupt. Mein erstes (Triathlon-) Rennen auf einem Rennrad mit Windschattenfreigabe.

In der Kürze der Distanz und genau in dieser „Windschatten“-Dynamik lag auch der Hund begraben, dass es nicht für ganz vorne gereicht hat.

Das Wichtigste aber zuerst: Die Wettkampf-Nervosität war brutal. Warum auch immer – aber ich war froh darüber. Ich hatte im Vorfeld befürchtet, das Rennen zu locker anzugehen und es wie eine Trainingseinheit abspulen zu wollen. Stattdessen: volle Konzentration, voller Fokus mit allem was dazugehört. Rückblickend eine perfekte Vorbereitung für alles, was noch kommt.

Das Schwimmen war das entspannteste seit Jahren. Das von mir gefürchtete Anschwimmen – zumindest im Profifeld – glich eher einem lockeren Einschwimmen an einem Easy-Monday. Ich hätte jederzeit schneller schwimmen können, wusste durchgehend, dass ich mit den Ersten aus dem Wasser kommen würde, und hielt mich auch aus taktischen etwas Gründen zurück. Wohl wissend, dass überholen deutlich mehr Energie kostet, als mitzuschwimmen. Dass es trotzdem eine Pace von ca. 1:25 (ohne Neo) war, stimmt mich zuversichtlich – auch wenn die Spitze in der Regionalliga nochmal deutlich schneller unterwegs war. Ob ich da hätte mitschwimmen können? Schwer zu sagen. Einen Gang mehr hätte ich aber sicher noch gehabt.

Der erste Wechsel war „okay“. Fehler machte ich beim Schuheanziehen auf dem Rad: Ich griff zu früh – schon im Flachstück – anstatt wie geplant erst in der ersten leichten Abfahrt. Folge: 4 Plätze verloren.

In der ersten Runde auf dem Rad habe ich dann zu viele Streichhölzer angezündet, weil ich dachte, ich könnte das Loch alleine zufahren. Rückblickend hätte ich auf die Gruppe hinter mir „warten“ sollen und gemeinsam mit ihnen in die T2 fahren sollen. Diese Gruppe hatte ich zwar tatsächlich dann in der zweiten Runde, aber am Anstieg riss ein Loch, ich war etwas zu weit hinten, zögerte einen Moment – zu lange und war dann das letzte Stück wieder etwas weiter zurück mit ein paar anderen Athleten unterwegs, die nicht wirklich zusammenarbeiten wollten.

Ein Learning. Sollte ich nochmal für den Verein starten dürfen, mach ich das besser. 😉

Beim Laufen habe ich mich dann vom enttäuschenden Platz 18 mit einem starken Run-Split auf Platz 7 vorgekämpft. Ohne Socken anziehen wäre vielleicht sogar Platz 2 oder 3 drin gewesen – so knapp waren die Abstände.

Trotzdem war ich mit der Leistung zufrieden – auch auf dem Rad, denn die Wattwerte haben gepasst. Das taktische Windschattengedöns bleibt mir diese Woche zum Glück erspart.

Als Mannschaft haben wir das Ding gewonnen – das war ohnehin das wichtigste an dem Tag, was die Ergebnisse angeht!


Solides Schwimmen, gleichzeitig entspannt. Gutes Gefühl!
© Karin Haupt Fotografie

Raceday 2: Turku (Mitteldistanz)

Diesen Sonntag steigt die Mitteldistanz in Turku, Finnland.
Es fühlt sich zum ersten Mal seit September 2023 wieder nach einer echten Raceweek an. Ich bin fit, gesund und – abgesehen von ein paar normalen Zipperlein – völlig schmerzfrei.

Ich glaube: Ich werde meine beste Mitteldistanz machen. Ich traue mir zu, um die vorderen Platzierungen mitzukämpfen. Wie weit es reicht? Wird man sehen. Wie immer gilt: Kleine Fehler – große Wirkung und natürlich auch die gute alte Tagesform.

Die Strecke ist schnell. Um konkurrenzfähig zu sein, braucht es am Ende einen Schnitt von 44–45 km/h oder mehr. Hab ich das schon mal geschafft? Nein.
Hatte ich schon mal so ein konkurrenzfähiges Rad? Auch nicht – außer vielleicht in Köln letztes Jahr, aber da bin ich eben verletzt an den Start gegangen.

Das Schwimmen mit Neo sollte gut funktionieren. Ich rechne mir aus, mit einer guten Gruppe aus dem Wasser zu kommen – aber klar ist: Das Niveau wird höher sein als vor zwei Wochen in Hof.

Beim Laufen wird’s spannend. Trotz der langen Pause bin ich vielleicht sogar so gut wie noch nie – vor allem, was das Laufen nach dem Radfahren betrifft. Also unter Vorbelastung. Gleichzeitig braucht es, um am Ende vorne zu sein eine Pace von unter 3:40 über den Halbmarathon, mindestens. In Hof hat das auf einer schwammigen Strecke recht gut geklappt – zumindest über 10k. Da hätte ich aber definitiv noch Luft gehabe, um das Tempo länger zu gehen!


Raceday 3: Ironman Kopenhagen

Dazu später mehr – aktuell versuche ich, das Thema noch weitgehend auszublenden und mich voll auf Turku zu konzentrieren.

Nur so viel: Die Trainingssteuerung war in den letzten Wochen voll auf diese Langdistanz ausgerichtet – wohlwissend, dass das auf der Olympischen und Mitteldistanz Speed kosten würde.

Mir war es wichtiger, nach 4 Stunden auf dem Rad noch schnell laufen zu können. Mir war es wichtiger, 30 km problemlos laufen zu können – inklusive Segmente im Ironmantempo.

Natürlich ließ sich nicht jeder Trainingsreiz unterbringen – dafür war die Zeit zu knapp. Aber ich habe alles rausgeholt, was möglich war. Und dabei bin ich weder verletzt noch ausgebrannt.
Der Trainingsaufwand – und auch der Aufwand, was Behandlungen anging – war enorm. Whatever it takes ging weiter. Und ich bin überzeugt: Ohne diese Konsequenz und Zielstrebigkeit würde ich jetzt über meine Form zweifeln, statt mich darüber zu freuen. Es war fordernd und ein permanenten Tunnelblick, der nötig war, um das Maximum rauszuholen.


Auf den Radsplit wird es in Turku besonders drauf ankommen!

(Letzter?) Gedanke zur Verletzung

Ja, die lange Laufpause war ätzend. Aber: Sie hat etwas mit mir gemacht.
Ich hatte in der Vorbereitungszeit seit April/Mai keinen einzigen Tag, an dem mir Motivation oder Drive gefehlt hätten. Klar gab’s müde Einheiten, schwierige Tage – aber die Dankbarkeit, endlich wieder Sport auf hohem Niveau machen zu können, hat alles überlagert.

Hätte man mich vor 10–12 Wochen gefragt, wo ich Ende Juli stehen werde – ich hätte es nicht sagen können. Aber ich weiß: Die Verfassung, in die ich mich gebracht habe, hätte ich sofort genommen. Zu 100 %!


Zum Abschluss

Das war’s von mir. Die letzten Termine bei Physio und Doc sind erledigt.
Grünes Licht für den Flug – kein Storno, kein spontaner Urlaub anstelle von einer Wettkampfwoche.

Morgen geht’s los: Reisetruppe Turku – klein, aber fein.

Sonntag schauen wir mal, was geht. Ich bin gespannt. Und irgendwie so bereit wie seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr.

Danke fürs Lesen – und für all die positiven Nachrichten nach meinem letzten Blog!

Sportliche Grüße
David

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